Full text: Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte

98 § 48. Rettung der Protestanten durch Moritz von Sachsen. 
— 1576 ist ebenfalls tolerant. Die Türken erobern Szigeth 1566; ihre Flotte 
wird bei Lepanto vernichtet 1571. 
1. Kurfürst Moritz als Gegner des Kaisers. Trotz der 
Besiegung des schmalkaldischen Bundes wollte es doch nicht gelingen, eine 
Versönung der religiösen Gegensätze durch das Concil herbeizuftiren. Des- 
1548halb ging Karl selbständig vor und erließ 1548 das Augsburger 
Interim, das den Protestanten Kelch und Priesterehe zugestand, im 
übrigen aber Gehorsam gegen die römische Kirche verlangte. Katholiken 
me Protestanten waren damit unzufrieden. Von den letzteren verweigerten 
daher viele die Annahme, am entschiedensten die Stadt Magdeburg. 
Sie wurde mit der Reichsacht belegt; die Vollziehung derselben ward dem 
Kurfürsten Moritz übertragen. Aber die Stadt verteidigte sich heldenmütig 
und erregte im ganzen protestantischen Deutschland Teilnahme. Um nun 
nicht länger von seinen Glaubensgenossen verabscheut zu werden und seinen 
Schwiegervater, den Landgrafen Philipp von Hessen, zu befreien, erklärte 
sich Moritz, nachdem er insgeheim ein Bündnis mit Heinrich II. von 
Frankreich geschlossen und diesem die Besetzung von Metz, Toul, Verdun 
und Cambray zugestanden hatte, gegen den Kaiser. Er verglich sich 
mit Magdeburg und rückte 1552 in Eilmärschen nach Tirol, so dass der 
Kaiser, der in Innsbruck an der Gicht darniederlag, nur mit Not entkeim. 
In einer Sänfte ließ er sich über die Alpen tragen; den gefangenen Johann 
1552 Friedrich hatte er vorher freigelassen. Im Passauer Vertrag 1552 
erlangte auch Philipp die Freiheit; den Anhängern der Augsburger Con- 
fession aber wurde freie Religionsübung bis zu einem Reichstag gewärt. 
^Derselbe kam 1555 zu Augsburg zu stände und genehmigte einen Re¬ 
ligionsfrieden, welchem zufolge den Bekennern der Augsburger Kon¬ 
fession gleiche Rechte mit den Katholiken gewärt wurden. Doch wurden 
die gemachten Zugeständnisse durch den „geistlichen Vorbehalt" insofern be¬ 
schränkt, als die in Zukunft zum Protestantismus übertretenden geistlichen 
Stände Würde und Land verlieren sollten. 
Inzwischen war Moritz von Sachsen (1553) bei Sievershausen, östlich von 
Hannover, im Kampfe gegen den abenteuerlichen Albrecht von Hohenzolleru gefallen, 
welcher den Krieg auch nach dem Passauer Vertrag fortgesetzt und die Bistümer und 
katholischen Städte gebraudschatzt hatte. 
2. Ende der Regieruug Karl's V.. So war also der teuerste 
Plan des Kaisers, die Vereinigung der religiösen Parteien in Deutschland, 
gescheitert. Als ihm auch die Erhebung seines Sones Philipp auf den 
Kaiserthron misslang, dankte er ab 1556, lebte fortan neben dem Kloster 
St. Juste in Estramadnra und starb 1558. Philipp erhielt zu den Nieder¬ 
landen Spanien, Neapel, Mailand und die Colonieen 1556. Ferdinand 
ward Kaiser. 
Der weiteren Ausbreitung der neuen Lehre war hinderlich: a) die Uneinigkeit 
innerhalb der evangelischen Kirche; b) der Orden der Gesellschaft Jesu. Derselbe 
ward von dem Spanier Ignaz Loyola (geb. 1491) zur Bekämpfung der Protestanten 
1540 gestiftet 1540, von seinem Nachfolger Jakob Lainez organisirt. An der Spitze des 
an unbedingten Gehorsam gewönten Ordens steht der nur vom Papst abhängige General 
in Rom. Die Ordensmitglieder wirken als Missionäre und Beichtväter, als Lehrer 
und Erzieher, oder sie beuten die verschiedenen Gebiete des materiellen Lebens zum
	        
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