— 9 -
das Alter, ferner Schärfung des gesunden Menschenverstandes, Übung
int kurzen treffenden Ausdruck (lakonische Rede) waren die hauptsäch-
lichsteu Aufgaben der spartanischen Erziehung.
Feigheit war die größte Schande, und Flucht in der
Schlacht ehrlos. Deshalb gab eine spartanische Mutter ihsem Sohn,
als er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: „Mit ihm
oder auf ihm!"
Als Lykurg seine Gesetze vollendet hatte, unternahm er eine
größere Reise. Vorher ließ er seine Mitbürger schwören, die Ge¬
setze solange unverändert bei zu behalten, bis er wieder zurückgekehrt
wäre. Der Eid war geleistet. Lykurg schied, kehrte aber nie mehr
zurück. Die Spartaner verharrten 500 Jahre lang bei Lykurgs Ge¬
setzen und blieben groß an Ruhm; Kunst und Wissenschaft aber
blieben ihnen fast gänzlich fremd. Durch diese, wie durch allseitige
Bildung überhaupt, glänzten vor allen andern Griechen die Athener
hervor.
4. Athen. Soton.
In den ältesten Zeiteil wurde Athen von Königen beherrscht.
Der letzte derselben war Kodrns. Zn seiner Zeit fielen die Dorier
in das Gebiet von Athen ein. Nach einer Weissagung sollten diese
siegen, wenn König Kodrns am Leben bliebe. Um sein Vaterland
zu retten, verkleidete dieser sich als Bauer, fing im Lager der Feinde
Händel an unb wurde erschlagen. Als die Dorier erfuhren, wen sie
getötet, verzweifelten sie an bent Siege uub zogen wieber heim.
Nachbem König Kob ms sich so für sein Vaterlanb geopfert
hatte, sagten bie Athener: „Nach solch einem König ist keiner mehr
würbig, bas Zepter zu führen." Sie schafften bas Königtum ab
unb machten Athen zur Republik.
Eine georbnete Verfassung erhielt Athen erst burch bie Gesetz¬
gebung bes Solon.
Solon war ein vielseitig gebilbeter Mann, einer ber sieben
Weisen unb auch butch bie Gabe der Dichtkunst ausgezeichnet. Auf
seinen Reisen lernte er die Einrichtungen anderer Staaten kennen.
Durch seine Gesetzgebung stellte er den Frieden zwischen Adel und Volk
her und erleichterte bie Lasten der verschuldeten niedern Volksklassen.
Besonders eifrig trat er für die Erziehung der Jugend ein,