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riesigen Schwertes stehen die Worte: „Deutschlands Einigkeit
meine Stärke; meine Stärke Deutschlands Macht."
22. Die 'DötKevbürrdnisfe.
Die fortwährenden Kämpfe der Deutschen mit ben Römern
belehrten erstere, daß ihre Uneinigkeit dem Feinde zur Macht gereiche.
Sie verstärkten ihre Kräfte nun dadurch, daß mehrere Stämme sich
zu größeren Völkerbündnissen zusammenschlossen. So entstand am
oberen Rhein der Bund der Alemannen, nördlich vom Main bis
hinab zum Niederrhein bildete sich der Bund der Franken, dessen
Kern die kriegserfahrenen Chatten oder Hessen ausmachten. In
Norddeutschland von der Elbe bis fast zum Rheine saßen die Sach¬
se n, zu denen die Cherusker gehörten, und im äußersten Osten bis
zum schwarzen Meer der Völkerverein der Gothen. Franken und
Alemannen stießen mit immer größerer Energie gegen die römischen
Grenzen. Sie drangen mit einzelnen Scharen über den Rhein und
durchzogen plüuderud das gallische Gebiet. Die Sachsen unternahmen
kühne Raubzüge zur See nach den Küsten von Gallien und Britannien.
Die Gothen machten verheerende Einfalle in die östlichen Länder des
römischen Reiches.
Immer gefährlicher wurde dem sinkenden römischen Reiche die
Macht dieser streitbaren Völker.
23. Die Wötkerwcrnöerung. 375.
Mit den Wohnsitzen der meisten deutschen Völker ging in der
Folge eine sehr große Veränderung vor sich. Um das Jahr 375 n.
Chr. erschien nämlich im Osten von Europa ein rohes, wildes Volk,
Hunnen genannt. Sie waren kleine, aber breitschulterige Leute mit
schwarzem, struppigem Haar, schmutzig-gelber Gesichtsfarbe, schiefen
Augen, hervortretenden Backenknochen und flacher Nase. Sie lebten
von der Milch ihres Viehes, von Wurzelwerk und rohem Fleisch, das
sie unter ihren Sätteln mürbe ritten. Beständig saßen sie auf ihren
kleinen, dauerhaften Pferden. Ackerbau und Gewerbe kannten sie nicht.
Sie wußten nichts von Gott, nichts von Recht und Unrecht.
Dieses raubgierige und jähzornige Volk stieß zuerst auf die
Ostgothen und setzte sich in Ungarn fest. Die Ostgothen mußten
weichen und ihre Brüder, die Westgothen, von ihnen fortgeschoben.