Full text: Griechische Heldensagen für die Jugend

weideten auf grasreichen Triften stattliche Herden; 
da wuchsen überall in Gebirg und Thal die würzigsten 
Erdbeeren und Weintrauben; breitästige Obstbäume 
beugten sich unter dem Überflüsse der süßesten Früchte, 
und von grünenden Eichen tröpfelte gelber Honig; 
rings flössen Bäche von Milch und von Nektar, wie 
ihn die seligen, Götter genießen. Und die Götter 
waren den Menschen hold und verkehrten traulich mit 
ihnen, wie Freunde mit Freunden. Keine Furcht, 
keine Zwietracht trübte den heiteren Frieden der be¬ 
glückten Sterblichen; da alle freiwillig Treue und Ge¬ 
rechtigkeit übten, so wußte man nichts von Zwang 
und Strafe und bedurfte weder des schützenden Helms 
und Schildes, noch des scharfen Schwertes, um drohen¬ 
der Feinde sich zu erwehren. So vollbrachten die 
Menschen in ungestörter Ruhe und Freude ihr Tage¬ 
werk bis zu dem späten Ende ihres Lebens. Nach 
dem Tode aber, der sie schmerzlos, wie ein sanfter 
Schlaf, hinwegnahm, gingen sie nicht in die düstere 
Unterwelt ein, sondern wurden gütige Schutzgötter, 
die unsichtbar über die Erde hinwandeln und die 
Menschen schirmen und segnen. 
Hierauf folgte das silberne Geschlecht; das 
glich dem goldenen weder an leiblicher Kraft und 
Schönheit, noch an Gesinnung. Hundert Jahre lang 
lebte das Kind, unmündig an Geist, im Hause unter 
der Pflege der Mutter; waren die Menschen endlich 
zum Alter der Reife herangewachsen, so lebten sie nur 
noch eine kurze Frist. Und diese kurze Zeit ver-
	        
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