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liche Gestalt an; was an ihnen Feuchtes und Erdiges
war, wurde zu Fleisch, das Feste und Starre wurde
in Knochen verwandelt, die Adern in den Steinen
blieben Adern. So gewannen mit Hilfe der Götter
in kurzer Frist die von Deukalion geworfenen Steine
Mannesgestalt, die von Pyrrha ausgesäeten wurden
Weiber. Die verödete Erde bevölkerte sich aufs neue
mit Menschen.
Auch von mancherlei Getier begann der Boden
sich wieder zu regen, als die belebenden Strahlen der
Sonne den tiefen Schlamm beschienen und erwärmten,
den die Flut zurückgelassen, und bald füllte sich Feld
und Wald und Luft wieder mit dem vielgestaltigen,
reichen Leben, das über unsere Erde verbreitet ist.
Deukalion aber herrschte lange als weiser und
gerechter König über das neue Menschengeschlecht,
das ihm seinen Ursprung verdankte. Sein Sohn
Hellen wurde der Stammvater des Volkes der
Hellenen oder Griechen.
3.
Europa.
In dem Lande Phönizien, das am Ostufer des
Mittelmeeres in Asien lag, wohnte der König Age-
3tor, der hatte eine Tochter von großer Schönheit
mit Namen Europa. Eines Tages war die hold-