52 9
Worms den i6ten April war ungeheuer; und als er
am folgenden Tage vor die Rcichsversammlung geführt
wurde, mußte man, um durchzukommen, mit ihm
Durch Gärten und Hauser kriechen. Er ward gefragt,
ob er feine Lehre wiederrufen wolle. Schüchtern durch
die große und glanzende Versammlung, antwortete er,
darüber bitte er sich Bedenkzeit ans. Und man beschied
ihn auf den andern Tag. Gestärkt durch den Zuspruch
seiner Freunde, besonders seines Kurfürsten und des
Landgrafen von Hessen, beantwortete er setzt die vorge¬
legten Fraget! mit der größten Fassung; und sagte zttm
Schluß mit einem würdevollen Ton: Weil denn eine
schlichte, einfaltige Antwort von mir verlangt wird; so
will ich euch eine geben, die weder Hörner noch Zahne
hat. Ich glaube weder dem Pabst noch seinen Versamm¬
lungen (Concilien); denn beide haben oft genug geirrt,
und sich selbst widersprochen. Ich kann und werde also
nicht wiederrufen, es sei denn, man widerlege mich aus
der heiligen Schrift; denn es ist nicht gerathen, etwas
wioer das Gewissen thun. Hier stehe ich, ich kann nicht
anders. Gott helfe mir! Amen. — Kurfürst Fried¬
rich freute sich über diese Fassung und sagte, als er aus
der Versammlung kam: wie schön hat Pater Martin ge¬
redet vor Kaiser und Reich; er war muthig genug, viel¬
leicht zu muthig. — Man deutete Luthern hierauf an,
daß er wieder abreisen könne; doch 4 Wochen nachher
ward er als Ketzer in die Acht, aller bürgerlichen Rechte
verlustigerklart, und jeder, der ihn beherberge, sollte
gleiche Strafe zu erwarten haben.
Indeß war Luther schon in Sicherheit gebracht.
Als er am 4ten Mai von seinem Vaterdorfe Möre ab¬
reiste, um nach Wittenberg zurückzukehren, ward in
der Nahe des Schlosses Altenstein der Wagen plötzlich
von fünf verkappten Reutern angehalten, welche Lu¬
thern herausrissen, auf ein Pferd setzten, mit ihm in
BredHwumst.Lri.a.d.Beg.q.d.ailg.Weltü. L l den