Full text: Geschichte von Alzey und Umgegend

zunutzen, waren die oberen Stockwerke der Häuser übergebaut. Ein 
Beispiel solcher Bauart bildet noch das Haus des Herrn Heimerle in 
der Spießgasse. — Der Obermarkt, der Fischmarkt und der Roßmarkt 
waren die einzigen freien Plätze innerhalb des Stadtgebietes. An erst¬ 
genanntem Platze stand die stattliche Nikolaikirche, die jetzige große 
evangelische Kirche. Auf dem Dache des Chores und des Schiffes saßen 
früher noch kleinere Türme, sogenannte Reiter. Im Chore, wo jetzt ein 
einfacher Altar steht, stand ein Hochaltar. Am Ende des 15. Jahr¬ 
hunderts wirkten an dieser Kirche 20 Geistliche. — Der Hauptverkehr 
der Stadt war damals auf dem Roßmarkte. Dort stand bereits der 
„Rabe", zu jener Zeit wohl das erste Gasthaus in Alzey. Außer ihm 
waren am Roßmarkte noch sechs Wirtschaften: zum „Löwen", „Hebn", 
„Schwert", „Grünen Baum", „Hirsch" und „Zur Krone": sie waren 
an metallenen Schilden kenntlich, die, mit den entsprechenden Abbildungen 
und allerlei sonstigem Zierat versehen, in den Platz hereinragten. 
5. Der Raum innerhalb der Ringmauer war sehr beschränkt, und 
als die Stadt immer mehr aufblühte und die Bevölkerungszähl wuchs, 
wurde er bald.zu eng. Die Leute bauten sich deshalb auch außerhalb 
der Ringmauer an, und es entstand dort allmählich eine sogenannte 
„Vorstadt". Diese wurde später gleichfalls mit Mauern und Türmen 
umgeben. Am alten Judenkirchhofe überschritt die eine Mauer der 
Vorstadt die Antonitterstraße. Dort war ein hoher Thorbogen unter 
einem viereckigen Turme. Diese Pforte, „Kifselpsorte" genannt, war 
der Haupteingang. Ein weiteres Thor war beim Hause des Mecha¬ 
nikers Scherrer. Auch jenseits der Antonitterstraße war das Gebiet 
des heutigen Kroueuplatzes, der Zehnbrückerstraße, des Oberen und 
Unteren blauen Hutes und der Sackgasse von einer Mauer umschlossen. 
Reste von ihr mit einem Turme sind vom Friedhofe aus noch leicht 
und deutlich zu erkennen. 
6. Das Hauptgebäude dieser Vorstädte war das Hospital, das nach¬ 
malige städtische Krankenhaus, welches jetzt als Möbellager verwandt 
wird. Es besaß einen ziemlich geräumigen Hof und an der nördlichen 
Seite, vermutlich dem Kronenplatze gegenüber, eine Kirche. Wohl das 
ganze Gebiet des nachmaligen Krankenhauses nebst dem Gebäude der 
Höheren Mädchenschule gehörten zum Hospital, und man hatte gerade 
diese Stelle, die sogenannte „Fröschau", dazu gewählt, weil man dort die 
Hilfe der Antoniusbrüder in allernächster Nähe hatte. Vom Pfalz¬ 
grafen Ruprecht II. gegründet und von Ruprecht III. vollendet, diente 
das Hospital nicht nur der Krankenpflege, sondern es hatten bis in die 
letzte Zeit seines Bestehens auch Arme ihren Wohnsitz darin. Sogar 
Hausarme, die nicht im Spital wohnten, wurden von dort unterstützt. 
Die Mittel des Spitals waren immer sehr in Anspruch genommen, und 
trotzdem es durch Schenkungen seitens Adeliger uud reicher Bürger 
wohlhabend geworden, wandten sich Bürgermeister und Rat doch öfters, 
Almosen fürs Spital erflehend, an die Bürgerschaft. 
7. Die Kranken, welche keine paffende Pflege zu Hause haben 
konnten, fanden indes nicht alle Aufnahme im Hospitale. Es gab
	        
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