Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

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uns hier entgegen, und welche ungeheure Macht liegt in ihnen, sittliches 
Wohlgefallen im Schüler zu erwecken und ihn mit Begeisterung für unser 
Volk zu erfüllen! 
Aus der rechten Sellung der Geschichte im Lehrplane resultiert also 
die Erkenntnis, daß zur Charakterbildung die Nationalgeschichte die besten 
und kräftigsten Bausteine zu liefern imstande ist. 
Doch auch hier ist noch zu sichten und zu scheiden. Der unnütze 
Ballast, der so oft noch um der lieben Vollständigkeit willen im Schul- 
schifflein mit geführt wird, muß über Bord geworfen werden. Und so 
kommen wir dahin, nur diejenigen Begebenheiten unterrichtlich 
zu behandeln, welche von nachhaltiger Wirkung und von 
bleibender Bedeutung geworden sind und die Haupteigen- 
tümlichkeiten unseres Volkes in klares Licht stellen; denn „was 
keine Spur zurückgelassen hat im Volksleben oder in der 
Litteratur, das verdient auch nicht in die Schule hereingezogen 
zu werden." 
Und so gewinnen wir Zeit und Muse, uns der Bekämpfung der 
anderen genannten Schäden des landläufigen Geschichtsunterrichtes ernstlich 
widmen zu können. 
Wie vermögen wir nun diesen Schäden erfolgreich entgegenzuwirken? 
Wenn wir auf die oben dargelegten Mängel zurückschauen, so er- 
geben sich naturgemäß folgende drei höchst wichtige Fragen: 
1. Soll der Geschichtsunterricht wie bisher chronologisch fortschreiten, 
oder empfiehlt es sich, von Höhepunkten auszugehen? 
2. Darf auch fernerhin die Erzählung als die einzig zulässige Dar- 
bietungsform betrachtet werden, oder ist es empfehlenswert, den gesamten 
Geschichtsunterricht auf Quellenstoffe zu basieren? 
3. Inwieweit ist die Pragmatik in der Volksschule zu betonen und 
in welcher Weise ist derselben in der Volksschule zu ihrem Rechte zu 
verhelfen? 
1. Soll der Gefchichtsuuterricht wie bisher chrouologisch 
fortschreiten, oder empfiehlt es sich, vou Höhepunkten aus- 
zugehen? 
Seit Jahrzehnten hat in unseren Volksschulen die Chronologie den 
Gang des Geschichtsunterrichts bestimmt, uud noch heutzutage wird wohl 
fast allerwärts der geschichtliche Lehrstoff ausschließlich chronologisch an- 
geordnet, obwohl bereits von verschiedenen Seiten dagegen angekämpft 
worden ist. Und warum hält man so fest an diesem Gange? Jedenfalls 
macht man Gründe geltend, die seine ausschließliche Anwendung recht- 
fertigen. Zwei Vorzüge rühmt man dem chronologischen Gange ganz 
besonders nach? Zum ersten, behauptet mau, entspreche dieser Gang
	        
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