Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

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Rat um Hilfe an die „Gemeinde". Diese wählte einen Ausschuß von 
zweiundzwanzig Abgeordneten, welcher als Gegenregierung auf¬ 
treten sollte. Der Ausschuß zwang dem Rate einen Vergleich ab, 
wonach in Zukunft ohne die Zweiundzwanzig der Gemeinde über die 
Stadtschuld und andere wichtige Dinge nichts beschlossen werden durfte. 
Ein gemeinsamer Ausschuß von je zwei Mitgliedern sollte die laufende 
Verwaltung der städtischen „Gefälle", d. i. des Ungelds und der Renten, 
führen. Die Geschlechter wählten aus ihrer Mitte dreizehn Vorsteher, 
um mit diesen den Zweiundzwanzig von der Gemeinde Widerpart zu 
halten. Da bewaffneten sich die Zünfte und schlossen die Thore. _ Der 
Rat zog sich in den Dom zurück. Die Gemeinde stand mit ihren 
Bannern in Waffen bei dem Dominikanerkloster und erzwang die 
Auslieferung der Dreizehn; sie wurden in das Gefängnis gebracht. Die 
Geschlechter mußten ihre Harnische ausliefern; einhundertneunundzwanzig 
beschlossen, aus der Stadt zu fahren. Der zurückgebliebene Rat 
wollte sich mit den Zweiundzwanzig der Gemeinde gütlich vertragen und 
den Zünften den verlangten Anteil an der Stadtregierung freiwillig 
gewähren. Dies geschah durch den „Friedebrief" vom *24. November 
1332, der von sämtlichen Zünften und Handwerkern bestätigt und 
unterschrieben wurde. Danach wurden dem „alten Rat von neunund¬ 
zwanzig Mitgliedern" ein neuer ,,vou Gemeinde wegen" mit ebenso viel 
Mitgliedern att die Seite gesetzt; beide sollten von jetzt ab den „ganzen 
Rat" bilden; auch sollten in Zukunft alle Ratsämter zur Hälfte vou 
der einen und zur Hälfte von der anderen Seite bestellt werden. — 
Nach diesem Ausgleich zwischen Geschlechtern und Gemeinde erfreute 
sich die Stadt lange Zeit der inneren Ruhe. 
24. Johann Gutenberg. 
1397—1468. 
1. Johann Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunst, wurde 
um das Jahr 1398 zu Mainz geboren. Sein Vater hieß 
Frielo Genssleisch und seine Mutter Elisabeth zum Gutenberg. 
Da die Familie Gutenberg mit ihr ausstarb, so machte der Gatte 
ihren Geschlechtsnamen zu dem seiuigen. Sowohl das Geschlecht der 
Gutenberg als auch das der Gensfleisch war edel und in der Stadt 
wohl angesehen. In die Kämpfe, die in damaliger Zeit zwischen 
den Geschlechtern und Zünften in Mainz ausgesochten wurden, waren 
auch die Gensfleisch verwickelt; sie wanderten infolgedessen nach 
Straßburg. Allein die Buchdruckerkunst wurde in Straßburg 
nicht erfunden; dies geschah vielmehr in Mainz, wohin sich Gutenberg 
um das Jahr 1445 zurückbegab, um von seinen Verwandten Geld 
für seine Pläne zu erlangen. Im Jahre 1450 trat er mit dem 
reichen Bürger Johann Fust in Verbindung; von diesem Zeitpunkte 
ab ist die Erfindung der Buchdruckerkuust zu rechnen.
	        
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