Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

Der schweb. Krieg. Fall Magdeb. Gustav Adolfs Siege u. Tod. §§ 131—133. 95 
Pappenheim belagert worden. Als Tilly sich mit- diesem vereint hatte, 
wurde die Stadt erstürmt. Sie brannte bis auf zwei Kirchen und einige 1631. 
Fischerhütten nieder, und Tillys Scharen verübten furchtbare Greuel. 
Schrecken ergriff die gesamte evangelische Welt. Gustav Adolf beschuldigte 
die protestantischen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, daß ihre 
kurzsichtige Selbstsucht ihn an der Errettung der bedrängten Stadt ge¬ 
hindert habe. Er ging nun, nachdem ihm die Festungen Brandenburgs 
eingeräumt worden waren, über die Elbe vor, schlug Tillys Angriff auf 
sein festes Lager bei Werben (der Havelmündung gegenüber) ab und 
vereinigte sich auch mit dem Kurfürsten von Sachsen, dessen Land, nach¬ 
dem er sich für neutral erklärt hatte, von Tillys Scharen furchtbar ver¬ 
heert worden war. 
§ 132. Der schwedische Krieg. B. Gustav Adolfs Siege 
und Tod. 1. Auf sächsischem Boden, bei Breitenfeld unweit von 
Leipzig, wurde dann Tilly, der Sieger in 36 Schlachten (wie er sich 1631. 
rühmte), von Gustav Adolf vollständig geschlagen. Das Reich lag wehr¬ 
los vor dem Sieger. Dieser rückte zuerst durch Thüringen nach dem 
Main zu, besetzte die reichen bischöflichen Gebiete in jener Gegend 
(Bamberg, Würzburg, Mainz) und nahm am Mittelrhein seine Winter¬ 
quartiere. Im Frühjahr 1632 durchzog er von hier aus die Kreise 
Franken und Schwaben, überall von den Protestanten mit Jubel begrüßt. 
Am Lech fiel Tilly bei der Verteidigung Bayerns, das Gustav Adolf 
nun ebenfalls besetzte. Auch München nahm er. Der Weg auf Wien, 
die Donau abwärts, stand ihm offen. 
2. Da zog Wallenstein, der sich vom Kaiser nach langem Bitten 
durch die Zusicherung außerordentlicher Machtbefugnisse hatte bewegen 
lassen, ein neues Heer aufzustellen, von Böhmen nach Franken und be¬ 
drohte die protestantische Stadt Nürnberg. Um sie vor dem Schicksale 
Magdeburgs zu bewahren, eilte Gustav Adolf rasch herbei. Aber der 
Sturm auf Wallensteins festes Lager bei Nürnberg, den er nach längerer 
Zeit, von der Not gedrängt, unternahm, ward abgeschlagen, und der 
König ließ hier den Ruhm seiner Unbesieglichkeit. Als Wallenstein dann 
plündernd und raubend durch Sachsen zog, war Gustav Adolf genötigt, 
ihm zum Schutze dieses Landes dahin zu folgen. Schon glaubten beide 
Feldherrn, es werde in diesem Winter zu keiner Schlacht mehr kommen: 
da hörte Gustav Adolf, daß Pappenheim mit einer Abteilung Reiterei 
und Fußvolk abmarschiert sei, und sofort griff er Wallenstein bei Lützen 
an. Die Schweden errangen den SieA aber ihr König fiel (16. November). 1632. 
Daß auch Pappenheim, der noch rechtzeitig zurückgekehrt war, tödlich ver¬ 
wundet wurde und tags darauf starb, wog Gustav Adolfs Tod nicht auf; ^ ; 
mit ihm hatte die protestantische Sache ihren größten Vorkämpfer verloren. 
§ 133. Der schwedische Krieg. C. l. Das Ermatten des 
Krieges. An die Spitze des schwedischen Heeres trat nun der tapfere, gut
	        
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