128 Der siebenjährige Krieg. 1758—1761. §§ 175. 176.
von diesem bei Hochkirch am 14. Oktober 1758, noch ehe der Morgen
graute, überfallen und trotz ruhmvoller Gegenwehr besiegt. Dennoch be¬
hauptete er auch jetzt noch Sachsen und Schlesien.
2. Aber Friedrichs Kassen waren erschöpft, seine Truppen nicht mehr
die alten. Seine Gegner wußten das wohl, und mit einem Hauptschlage
wollten sie dem Kriege ein Ende machen. Die Österreicher unter Laudon
vereinigten sich mit den Russen unter Saltykow; mit allen verfügbaren
Truppen, etwa 48000 Mann, griff der König die weit stärkeren Feinde
1759. (sie zählten fast 70000 Mann) am 12. August bei Kunersdorf (östlich der
Oder nahe bei Frankfurt) an und erlitt hier die schwerste Niederlage seines
Lebens. Er glaubte sich verloren und wäre es gewesen, wenn Russen und
Österreicher einträchtig gehandelt hätten. So behauptete sich Friedrich,
aber Dresden und damit der südliche Teil Sachsens blieben in der Hand
der Österreicher, nachdem sich General Fink bei Maxen (unweit von
Dresden), nach unglücklichem Kampfe von Daun vollständig umzingelt,
mit seinem Korps ergeben hatte. Ein Glück, daß wenigstens die Franzosen,
die im Anfang des Jahres bei Bergen unweit von Frankfurt a. M.
gesiegt hatten, durch Ferdinand von Braunschweig am 1. August
bei Minden zurückgeschlagen worden waren.
1760. 3. Gleichfalls schwer, aber glücklicher waren die Kämpfe des Jahres
1760. Zwar wurde noch einmal ein preußisches Korps — freilich erst nach
heldenmütiger Gegenwehr bis zum äußersten — zur Ergebung gezwungen
(Fouqus bei Landeshut), und Friedrichs Angriff auf Dresden
scheiterte, aber gegen Laudon gelang ihm der Überfall bei Liegnitz
(15. August), und wenn er auch die vorübergehende Besetzung Berlins
durch Russen, Österreicher und Sachsen nicht hindern konnte, so errang
er doch mit dem alten Zielen am 3. November bei Torgau, freilich erst
nach schwerem Ringen — er selbst war in der größten Lebensgefahr —,
den Sieg über Daun und erkämpfte sich damit die Winterquartiere in
Sachsen.
§ 176. Die letzten Jahre -es Krieges. Ergebnis, l. Trotz¬
dem war Friedrichs Lage furchtbar, und seine Not wuchs noch, als nun
auch die Hilfsgelder, die er bisher von England bezogen hatte, ausblieben,
nachdem Georgs II. Nachfolger 1761 den Minister Pitt, Friedrichs beste
Stütze, entlassen hatte. Eine offene Schlacht konnte der König 1761 nicht
mehr wagen, und so verschanzte er sich in einem festen Lager bei Bunzel-
witz, wo er sich auch hielt. Aber Schweidnitz konnte er nicht retten,
Kolberg nahmen die Russen, und am Ende des Feldzuges waren halb
Schlesien und halb Pommern in den Händen der Feinde. Friedrichs
Untergang schien gewiß. Da starb in den ersten Tagen des Jahres 1762
die Kaiserin Elisabeth von Rußland, und dieser Todesfall änderte den
ganzen Gang des Krieges. Ihr Neffe und Nachfolger Peter III., ein
holsteinischer Prinz, war ein eifriger Bewunderer Friedrichs; er schloß so-