Die Schlacht bei Vreltenfeld.
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warten. Pappcnheim's Ungestüm nöthigte ihn zur Schlacht. Nun
ordnete er seine Krieger in große, schwerbewegliche Abtheilungen; die
Schweden standen, Reiterei und Fußvolk vermischt, in kleinen, leichtbe¬
weglichen Häuflein. Das Heer der Sachsen war von dem übrigen
Heere abgesondert und auf dem linken Flügel aufgestellt, damit es, wenn
es nicht Stand halte, nicht auch die schwedischen Reihen in Verwirrung
bringe. Die Starke beider Heere (40,000 Mann) war ungefähr gleich.
6. Um die Mittagsstunde des 7. Sept. wurde die Schlacht mit einem
zweistündigen Kanonenfeuer eröffnet. Während Pappenheim mit der gan¬
zen Stärke seiner Reiterei gegen den rechten der Schweden vordrang, wel¬
chen der König, selbst ansührte, stürzte sich Tilly mit seinem Mittel-
tressen und dem rechten Flügel, welchen der Graf von Fürstenberg führte,
zuerst auf die Schweden; aber vor der Heftigkeit ihres Feuers zurück-
weichend, wendete er sich zur Rechten gegen die Sachsen, überwältigte
zuerst die Reiterei, dann das Fußvolk und trieb sie in unaufhaltsamer
Flucht vor sich her. Eine andere Wendung nahm die Schlacht auf dem
linken Flügel der Kaiserlichen; hier schlug inzwischen der König sieben
fureblbare Rciterangrifse Pappenheim's ab, ging dann selbst zum An¬
griffe über, und nachdem er mehrere auf einer Anhöhe ausgestellte Ge¬
schütze der Feinde gegen diese selbst gerichtet hatte, ergnffen Pappen-
heim's Reiter die Flucht und überließen das Schlachtfeld dem Sieger.
Da Tilly unterdessen, von der Verfolgung der Sachsen ablassend, den
linken Flügel der Schweden, den Gustav Horn befehligte, bedrängte, so
schwenkte sich der König mit seinem rechten Flügel und dem Hanpt-
corps zur Linken und griff die Hügel au, auf welchen das feindliche
Geschütz stand. In kurzer Zeit wurde es genommen und dadurch dem
Treffen der Ausschlag gegeben. Vergeblich bemühte sich Tilly, die Nie¬
derlage der Seinigen aufzuhalten; auf einer Flanke das Feuer des
Geschützes, von vorn den furchtbaren Andrang der Schweden, trennte
sich das nie überwundene Heer. Nach fünfstündigem Gefechte war die
Schlacht völlig entschieden, Flucht und Verwirrung unter den Kaiser¬
lichen allgemein; nur vier Regimenter alter Krieger wollten lieber ster¬
ben als fliehen, und kämpften in geschlossenen Reihen auf einer Anhöhe
fort, bis sie bei einbrechender Nacht fast sämmtlich gefallen waren.
Sieben tausend Kaiserliche lagen todt auf dem Schlachtfelde; die übri¬
gen waren verwundet oder zerstreuet und Tilly, welcher drei Wunden
erhalten hatte, rettete kaum in dem Dunkel der Nacht sein Leben. In
Halle traf er am folgenden Tage mit Pappenheim, welcher ihm nur
noch 1400 Reiter zusühren konnte, wieder zusammen. Der Verlust der
Kaiserlichen an Tobten und Verwundeten war weit bedeutender, als der
der Schweden, welche 70 Fahnen, 27 Kanonen und das Lager sammt
dem Gepäck und der Kriegseasse ihrer Feinde erbeutet hatten.
7. In Folge dieser einen Schlacht, welche die beiden Heere ver¬
nichtete, die Deutschland bisher in Furcht und Unterwürfigkeit gehalten
hatten, veränderte sich sögleich die ganze Lage der Dinge; denn dem
Kaiser wurden durch dieselbe alle Vortheile eines zwölfjährigen Kampfes
und seinem besten Feldherrn der Ruhm der Unbesiegbarkeit entrissen;
dem siegreichen Könige standen die österreichischen Erbländer und das
Reich offen. Daher faßte er den Plan, sich zum Oberhaupte des deut¬
schen Reiches zu machen. Die Protestanten aber erhoben wieder mu-
thig ihr Haupt und priesen den Schwedenkönig als ihren Retter und
Befreier. Tilly zog nach der erlittenen Niederlage mit dem geringen