Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

Armin. Götterglaube, Sitten und Gemeindeleben der Germanen. §§ 4. 5. 
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Bald darauf wurde der Markomannenfürst durch einen Aufstand seines 
Thrones beraubt und mußte bei den Römern Zuflucht suchen. Aber auch 
Armin fand ein trauriges Ende. Er fiel, erst 37 Jahre alt, weil er 
angeblich nach der Alleinherrschaft strebte, unter den Dolchen seiner eigenen 
Verwandten. Aber sein Name lebte in den Heldenliedern seines Volkes 
fort, und noch heute ehren und preisen wir ihn als den Befreier unseres 
Vaterlandes. 
§ 5. Götterglaube,Sitten und Gemeindeleben derGermanen. 
Cäsar und anderthalb Jahrhundert später Tacitus(in seiner Germania) 
geben uns zuerst ausführlichere Schilderungen von dem Glauben und dem 
Leben unserer Vorfahren. 
1. Über ihre Religion sind wir nur mangelhaft unterrichtet; denn 
was wir aus den nordischen Heldenliedern der Edda, deren älteste Be¬ 
standteile aus dem 9. Jahrhundert stammen, über den Götterglauben der 
Nordgermanen in späteren Jahrhunderten erfahren, dürfen wir nicht ohne 
weiteres auf die deutschen Germanen der älteren Zeit übertragen. Als 
Himmels- und Sonnengott wurde ursprünglich Ziu (bei den Sachsen 
Saxnot) verehrt, der den kriegerischen Stämmen der Deutschen bald zum 
Gott des Krieges wurde, später aber durch einen anderen Gott, Wodan 
oder Wuotan, verdunkelt ward. Als Gott des Windes fuhr dieser im 
brausenden Wetter durch die Luft; er war aber auch der Schützer aller 
Kultur, erfüllte den Wunsch und spendete den Sieg. Neben ihm stand 
Donar, der Gewittergott, der aus seinem roten Bart die Blitze blies, 
aber auch Segen brachte und Heimat und Haus, Familie und Eigentum 
beschützte. Diesen Göttern gesellte sich eine weibliche Gottheit zu: Frija, 
die milde Erdgöttin, als die vertraute Gemahlin Wodans auch die Hüterin 
des Eheglücks. In Haus und Hof, in Wald und Feld trieben, meist 
freundlich und hilfreich, die kleinen Zwerge ihr Wesen, während von un¬ 
holden Riesen Göttern und Menschen Gefahren drohten. Die Deutschen 
hatten keine Tempel, sondern ihnen waren Haine, Quellen und Berges¬ 
gipfel heilig. Sie opferten ihren Göttern Tiere, z. B. Rosse, und in Not¬ 
zeiten sogar Menschen, namentlich Kriegsgefangene oder Verbrecher. 
2. Im Hause herrschte strenge Sitte. Neben dem Manne waltete 
hochgeehrt die Frau (d. h. Herrin); Sittenreinheit, Wahrhaftigkeit und 
Treue wurden besonders hoch gehalten. Man schied Freie und Unfreie. 
Unter den Freien ragten hervor die Edlen, die durch Abstammung und 
größeren Besitz ausgezeichnet waren. Jede Völkerschaft bildete, wenn sie 
sich seßhaft gemacht hatte, einen Staat; jeder Staat fetzte sich aus einer 
Anzahl von Gauen zusammen; an der Spitze eines jeden stand ein von 
den Freien gewählter Fürst, dem in den Gauversammlungen der Vorsitz, 
im Kriege die Führung der Gaugenossen zukam. Jährlich mindestens 
einmal bei Voll- oder Neumond, trat die ganze Völkerschaft zur Versamm¬ 
lung, zum Ding, zusammen. Das Volk erschien gewaffnet; die Ver-
	        
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