Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

Heinrich VII. Ludwig der Bayer. §§ 66. 67. 57 
Kräften zu fördern. Zum Zeichen, daß er gewillt sei, die Gegen¬ 
sätze im Reiche zu versöhnen, ließ er zu Speier an der Grabstätte Rudolfs 
von Habsburg und der alten salischen Kaiser die Leiche Adolfs von 
Nassau neben der seines Gegners, Albrechts von Österreich, beisetzen. 
Einzelne trotzige Fürsten brachte er zur Ordnung und erreichte durch 
Würde und Freundlichkeit mehr als andere vor ihm durchs Schwert. 
Selbst eine große Hausmacht fiel ihm zu; durch die Vermählung seines 
Sohnes Johann mit einer böhmischen Prinzessin gewann er seinem Hause 
Böhmen, das nun mehr als hundert Jahre Könige aus dem Hause der 
Lützelburger gehabt hat. 
2. Dann trat Heinrich VII. seine Romfahrt an. Seit dem Unter¬ 
gänge der Staufer verzehrte sich Italien in wilden Fehden zweier 
Parteien, die sich aus der Hohenstaufenzeit her noch immer Gneisen und 
Ghibellinen (d. i. Welfen und Waiblinger § 51, 1) nannten; von dem 
deutschen König, dem römischen Kaiser erwarteten die besten Männer in 
Italien Heil und Rettung. In vielen Städten ward Heinrich mit Zubel 
aufgenommen, und in Mailand empfing er die eiserne Krone des alten 
Langobardenreichs; aber als es klar ward, daß er über den Parteien 
stand, keine begünstigte, da schlug die Stimmung bei vielen seiner An¬ 
hänger um. Doch kam Heinrich endlich nach Rom und wurde zum Kaiser 
gekrönt, zwar nicht vom Papste selbst, aber doch von dessen Abgesandten. 
Der Streit zwischen Bonifatius VIII. und dem Könige Philipp dem 
Schönen von Frankreich (§ 65,2) hatte nämlich zuletzt dahin geführt, daß 
dieser mit Hilfe seiner Verbündeten in Italien den Papst, der sich selber die 
Macht beilegte, Königreiche zu pflanzen und auszurotten, inmitten seiner 
päpstlichen Pracht gefangen nahm. Bonifatius war bald darauf in hohem 
Alter gestorben; der schlaue und gewaltsame König von Frankreich aber 
hatte es dahin zu bringen gewußt, daß der zweite Nachfolger des 
Bonifatius, ein geborener Franzose, Klemens V., seinen Sitz in^lvignon 
an der Rhone nahm. Von hier aus statt vom altheiligen Rom geboten 
nun die Päpste fast siebzig Jahre lang (1309—1377) über die Christen¬ 
heit — man nennt diese Zeit das babylonische Exil ..hixJEij;che. Es 
war eine Zeit der Abhängigkeit des Papsttums von den französischen 
Königen. Auch Heinrich VII. sollte das erfahren. Als er das Philipp 
dem Schönen verwandte Haus Anjou, das in Neapel herrschte (§ 59), an¬ 
greifen wollte, drohte der Papst mit dem Bann. Aber ehe der alte Kampf 
erneuert wurde, starb Heinrich VII. 1313 in der Nähe von Siena an 
einem hitzigen Fieber. Zu Pisa ward er bestattet. 
§ 67. Ludwig der Bayer. 1314 —1347. 1. Eine einheitliche 
Wahl kam nach dem Tode Heinrichs VII. leider nicht zustande. Ein Teil 
der Kurfürsten wählte den wackeren, aber wenig bedeutenden Habsburger 
Friedrich den Schönen, Albrechts I. Sohn, ein anderer den Wittels-1314—1330. 
6eichet (§54) Ludwig, Herzog von Bayern, einen stattlichen Mann 1314—1347.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.