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Albrecht II. Friedrich III. Frankreich. §§ 76—78.
Hause (bis 1740). Seine Tatkraft, sein eifriges Streben konnten bei derKürze
seiner Regierung keine Früchte tragen, und er ist, solange er Kaiser war, aus
seinen Erblanden gar nicht herausgekommen. Die Wirren dort, nament¬
lich aber die Kämpfe gegen die Türken nahmen ihn ganz in Anspruch.
Etwa ein Jahrhundert früher waren diese von Kleinasien zuerst nach der
Balkanhalbinsel übergesetzt; jetzt hatten sie schon fast das ganze griechische
(o st römische) Kaiserreich unterworfen, und nur mit Mühe hielt sich
noch die Hauptstadt Konstantinopel; ja ihre Scharen begannen sich
schon in den Ebenen Ungarns auszubreiten. Albrecht starb, ohne etwas
gegen die gefährlichen Nachbarn ausgerichtet zu haben, nachdem er wenig
mehr als ein Zahr Kaiser gewesen war.
§ 77. Friedrich III. 1440—1493. Es dauerte lange, bis die
1440 1493. Kurfürsten sich über einen neuen Kaiser einigten; endlich koren sie Albrechts
Vetter Friedrich von Steiermark. Freilich wußte man, daß er träg,
zu großen Entschlüssen unfähig, arm und nicht einmal in seinen eigenen
Herzogtümern — außer Steiermark gehörten ihm auch Kärnten und
Krain - vollkommen Herr sei. Aber gerade einen solchen König, der sich
möglichst wenig um die Kurfürsten und ihre Regierung kümmerte, suchten
sie. Und so herrschte denn während der langen Regierung Friedrichs III.
im Reiche zunehmende Unordnung und Verwirrung. Auch als Kaiser
konnte Friedrich selbst in seinen Erblanden nicht zu wirklicher Macht ge¬
langen. Zwar erbte er, nachdem der Sohn seines Vorgängers, Albrechts II.,
Ladislaus Po st umus (der Nachgeborene), als Jüngling gestorben war,
zu seinen anderen Gebieten auch noch das Erzherzogtum Österreich. Es
gelang ihm aber nicht, wie er gewünscht hatte, Böhmen und Ungarn
ebenfalls in Besitz zu nehmen; vielmehr erhoben sich in beiden König¬
reichen nationale Herrscher, die ruhmvoll regierten. Zn Deutschland aber
herrschte allgemeine Verwirrung. Die mächtigsten Fürsten lebten m er¬
bitterten Fehden, so die Herzöge von Bayern und die Hohenzollern, der
Pfälzer Kurfürst und seine Nachbarn und in Sachsen sogar zwei Brüder
(die Söhne eines dieser Brüder, die Prinzen Ernst und Albert, waren
einst als Knaben durch den Ritter Kunz von Kaufungen vom Altenburger-
Schloß geraubt worden; von ihnen stammen die beiden Linien der
Ernestinerund Albertiner ab); dazu fingen nun auch die Nach¬
barn Deutschlands an, mächtig und für Deutschland bedrohlich
zu werden.
8 78. Frankreich hatte zwar kurz vorher eine schwere Unglucks¬
zeit durchgemacht, als die Engländer ganz Nordfrankreich bis an die Loire
erobert hatten. Zur Zeit des Kaisers Siegmund aber war ein junges
Bauernmädchen aus Lothringen, Scanne Darc, aufgetreten (1429-1431),
die von Gott berufen zu sein glaubte, ihr Vaterland zu retten. Sie hatte
das schwer bedrängte Orleans entsetzt (daher ihr Name Jungfrau von
Orleans) und die Franzosen zu solcher Kampfesglut begeistert, daß dte