Frankreich. Burgund. Der Norden und der Osten. §§ 78—80. 67
Engländer, zumal sie gerade damals durch innere Zwietracht gelähmt
wurden, nach und nach Frankreich hatten räumen müssen. Nun begann
daS Land unter klugen Königen wieder mächtig aufzublühen, und schon
hörte man dort den Gedanken aussprechen, daß der Rhein die natürliche
Grenze Frankreichs gegen Deutschland sei. Zu jener Zeit war es, daß
zuchtlose französische Söldnerbanden, die Armagnacs („Arme Gecken"),
die bisher dem Könige von Frankreich Kriegsdienste gegen England und
Burgund geleistet hatten, sich in die Rheinlande um Basel ergossen.
Friedrich III. selbst hatte ihren Einfall veranlaßt, um durch sie die
Schweizer zu bezwingen. Sie ließen diese zwar dann in Ruhe, nachdem
1600 Eidgenossen bei St. Jakob an der Birs (unweit von Basel) im
Kampfe gegen sie den Heldentod gestorben waren; dafür verwüsteten
sie aber nun die Landschaft am Oberrhein und das Elsaß auf das
furchtbarste. '
§ 79. Burgund. Neben Frankreich war unter einer Seitenlinie
ber französischen Könige das Herzogtum Burgund zu immer größerer
Macht emporgewachsen. Außer dem eigentlichen Herzogtum Burgund und
der Freigrafschaft umfaßte es auch Artois und Flandern, Luxemburg und
einen großen Teil des heutigen Belgien und der Niederlande, so daß es
also deutsche und französische Lehen in sich vereinigte. Der letzte der
burgundischen Herzöge, der finstere, harte und rastlos tätige Karl der
Kühne, wünschte zu seiner königlichen Macht auch noch den königlichen
Titel und suchte ihn burch Kaiser Friebrich zu erlangen. Dieser war auch
der Erfüllung biefes Wunsches nicht abgeneigt, benn er hoffte für feinen
Sohn Maximilian bie Hanb ber Maria, ber einzigen Tochter bes
reichen Herzogs, zu gewinnen. Doch zerschlugen sich bie Unterhanbtungen
zu Trier, bei benen Friebrichs Armseligkeit von ber Pracht unb bem Glanze
Karls gewaltig abstach. Balb aber kam ber Stolz bes Herzogs zu Fall.
Mit großem, prächtigem Heere zog er gegen bie freien Schweizer: hätte
er biefe erst unterworfen, glaubte er, so würbe es ihm nicht schwer werben,
ganz Deutschlanb zu bezwingen. Aber bei Granfon unb bann brei
Monate später bei Murten schlugen ihn 1476 bie mannhaften freien Leute
ber acht alten Schweizer Kantone in schimpfliche Flucht; unb als er im
folgertben Jahre gegen ben mit ben Schweizern verbunbenen Herzog von
Lothringen zog, würbe er von ihnen bei Nancy 1477 nochmals geschlagen
unb verlor im Kampfe bas Leben.
§ 80. Der Norden und der Olten. Die norbifchen Königreiche
bebeuteten einzeln wenig gegen bie Macht ber Hanfe (§ 74, 2), unb selbst
als sich Norwegen unb Schweben burch bie Kalmarer Union 1397 mit
unter bas bänische Königshaus gestellt hatten, blieb ber mächtige beutfche
Stäbiebunb Herr in ben norbifchen Meeren; erst gegen Enbe bes 15. Jahr-
hunberts, als bie Macht ber Fürsten mehr und mehr erstarkte, begann
fein Verfall. Früher noch schwand die Macht des Deutschritterordens