Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

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102 schlug, und dann die Kimbern, welche über den Brenner gezogen 
101^ waren, bei Vercellae in Norditalien, vernichtete. Der Schrecken 
vor diesen Barbaren, die durch ihre gewaltige Körpergröße und 
Kraft, ihr langes blondes Haar, ihre trotzigen blauen Augen 
die Römer an die Gallierschaaren des Brennns erinnerten, war so 
groß gewesen, daß man damals den Marius als den dritten Grün¬ 
der Roms begrüßte. 
Es vergingen fast fünfzig Jahre, bis die Römer abermals mit 
den Germanen zusammenstießen. Dies geschah, als C. Julius Cä¬ 
sar, der große Feldherr der Römer, im Begriffe stand, Gallien 
(das heutige Frankreich) zu unterwerfen. Die Germanen nämlich 
waren um diese Zeit ebenfalls im Vorgehen über den Rhein begriffen, 
nachdem sie die norddeutsche Tiefebene von der Weichsel bis zum 
Niederrhein schon seit längerer Zeit mit der festen Niederlassung 
ihrer Stämme erfüllt hatten. Diejenigen Germanen aber, die noch 
nach neuen Ansiedelungen umherschweiften, und die man Sueben 
nannte, breiteten sich damals sowohl nach Süden, nach Böhmen 
und die obere Donau hin, aus, wie sie auch ansingen, Gallien zu 
besetzen, wohin sie die unter sich uneinigen Bewohner des Landes 
selbst zuerst zu Hilfe gerufen. Allmählig waren ihrer an 120,000 
M. über den Rhein gedrungen, die unter einem Heerkönige, Ario- 
vist, standen. Cäsar zog gegen diesen, überfiel ihn zu einer Zeit, 
da die heiligen Weissagungen der Priesterinnen den Germanen den 
Kampf mißrathen hatten, und schlug ihn und seine Sueben unweit 
dem heutigen Belfort im oberen Elsaß so, daß nur wenige von ihnen 
58 über den Rhein sich zurückretteten. 
Dieser Strom war nun die Grenze zwischen dem freien 
Deutschland und der, den Römern durch denselben Cäsar unter¬ 
worfenen Provinz Gallien. Zweimal hat Cäsar sogar es versucht, 
den Rhein zu überschreiten, indem er eine Brücke hinüberschlug, 
55 und 53 v. Chr. Dennoch unterwarfen sich den Römern nur die¬ 
jenigen Stämme, die auf dem linken Rheinufer zurückgeblieben waren. 
Cäsar sank daheim unter den Dolchen seiner Mörder, und die 
Bürgerkriege, die noch einmal in Rom folgten, ließen hier den Gedan¬ 
ken an weitere Eroberungen nicht aufkommen. Selbst als Octavianns, 
zubenannt Augustus, nach der Schlacht bei Actium, 31. v. 
Chr., das ganze Römerreich in ein großes Kaiserthum umwandelte, 
konnte er zunächst die Nordgrenze desselben gegen die Deutschen nur 
bis zur Donau ausdehnen, südlich von welcher damals nur keltische, 
den Römern unterthänige Völker wohnten.
	        
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