167
Ernst sagte: Meine liebste Parbe ist Weiss. Welch
ein Vergnügen, im Winter die weissen Schneeflocken
wirbeln zu sehen, dann den Schlitten zu nehmen und
auf der schimmernd weissen Fläche dahin zu gleiten.
Weiss sind unsere Baume im Mai, wenn sie im Blüten-
schmucke prangen; weils ist meine Lieblingsblume, die
Lilie; die erste Blume, die nach dem Winter im Garten
hervorbricht, das Schneeglöckehen, von dem der Vater
sagte, es laute den Prũübling ein, — ist weiss. Darum
ist Weiss meine liebste Parbe.
Dafuür lobe ich mir doch Grün, sagte Emil. Wie
wohblthuend ist es für das Auge, auf ein grünes Korn-
feld hinzusehen! Grün ist der schattige Wald, grün
sind die Wiesen und NMatten, grün ist der weiche Rasen
auf dem Grabe unseres treuen Hundes dort im Ge—
büsch; ein grünes Gewand trägt der Jäger im dunkeln
Forste, und ein Jäger will ich werden. Darum ist
Grün meine liebste Parbe.
Aber ich Kann doch gar nicht begreifen, sprach Paul,
dass niemand von euch die blaue FParbe liebt; das ist
doch die schönste von allen. Die Wunderblume im
Gebirge, von welcher neulich der Bergmann uns er-
zahlte, ist blau; wenn ich sie nur erst gefunden habe,
so kann ich mitten durch das Innere der Berge gehen
und werde so viel Gold und Edelsteine bekommen, dals
ieh für die Eltern und euch und für alle armen Leute
in der Stadt die prächtigsten Häuser bauen lassen kann.
Blau ist der Himmel, an dem Sonne, Mond und Sterne
stehen, und die Augen der Mutter sind aueh blau.
Darum ist Blau meine liebste Parbe.
Aber ihr werdet doch zugeben, dass auch die gelbe
Harbe ganz präehtig aussieht, sagte Fritz. Habt ihr etwas
Schöneres gesehen, als das grosse blühende Saatfeld vor
vier MWochen, das hinter unserm Garten sich ausdehnte
und von Millionen Bienen und Käfern umschwärmt
war? Die gelbe, volle Rose hier, hat sie sich vor ibren