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Als aber nun der Papst Alexander III. den Kaiser, mit dem
schon sein Vorgänger zerfallen, in den Bann that, erhoben sich unter
feinem geheiligten Schutze die Städte sämmtlich, bauten Mailand
wieder auf und gründeten dem Kaiser zum Trotz die nach des Pap¬
stes Namen genannte Stadt Alessandria.
§ 52. Welf unb Weiblinger. Legnano. Als Barba¬
rossa mit großer Heeresmacht zum vierten Male in Italien erschien
und wiederum siegreich bis Rom vordrang, töbtete eine Pest den
größten Theil seines stattlichen Heeres, und er mußte fast allein
und fliehend nach Deutschland unter Lebensgefahren zurückkehren.
Lange blieb er in der Heimat, denn auch hier fand er viel zu schaffen.
Heinrich der Löwe war lange Friedrichs Freund gewesen, da
dieser ihm die väterliche Macht zurückgegeben und die Ausdehnung
derselben noch vielfach befördert hatte. Albrecht derBär aber
von Brandenburg war des Herzogs Feind und Nebenbuhler, und die
kleineren Fürsten und Bischöfe des sächsischen Stammes schlossen sich
ihm an. Denn der Löwe griff so gewaltig um sich, daß Alle besorgt
wurden, er werde sie nicht wie des Kaisers fürstlicher Beamter, sondern
ganz wie ein Oberherr regieren. Außerdem unterwarf er Mecklen¬
burg, Pommern und das östliche Holstein und baute Lübeck
als ein stattliches Denkmal seiner Macht nach der Zerstörung desselben
durch die Heiden neu aus der Asche empor. Er zog nach dem heiligen
Lande, kam mit Ehrengeschenken und Reliquien in die Heimat zurück
und errichtete, wie zur Herausforderung aller seiner Feinde, vor seiner
Burg in Braunschweig ein ehernes Löwenbild. Friedrich Barbarossa
hatte ihn noch immer geschützt. Denn was konnte ehrenvoller für
deutsche Macht sein, als wenn Kaiser Friedrich nach Oft, Süd und
West und der mächtige Herzog nach dem Norden hin die deutsche Herr¬
schaft ausbreitete, die damals Christenthum, staatliche Ordnung,
und die Gründung blühender Städte, deutscher Gesittung und Bil¬
dung in ihrem Gefolge hatte? Nun aber wurde Heinrich der Löwe so
stolz, daß er es auch mit dem Kaiser verdarb und die Erbschaft seines
OheimsWelf, welche dieser demKaiser vermacht hatte, heraus verlangte.
Darüber kam es zum Bruch zwischen den beiden großen Männern.
Heinrich entzog sich dem Wunsche des Kaisers, ihn mit Heeresmacht
nach Italien zu begleiten, und Friedrich sah sich der Macht der italieni¬
schen Städte gegenüber ohne den Herzog nicht stark genug. Da ließ er
diesen zu einerBesprechung an die Alpengrenze kommen. Umsonst aber
bat hier Friedrich seinen mächtigsten Fürsten und Jugendfreund um
Heereszuzug. Mit Ausflüchten und Scheingründen schlug es ihm