228 Englische Geschichte: Elisabeth, Maria Stuart, Jakob I.
Königin von England und Irland, welche sie auf ihre Abstammung von der
ältesten Schwester Heinrichs VIII. und aus die Ungesetzmäßigkeit der Ehe Anna
Boleyns stützte, brachte sie mit Elisabeth, ihr streng katholischer Glaube mit
ihren kalvinistischen Unterthanen in Konflikt. Ihre zweite Ehe mit dem schot-
1565. tischen Edelmann Darnley war nicht glücklich. Durch die Ermordung ihres
Sängers und Sekretärs Rizio kam der Unfriede zum Ausbruch. Das Haus,
1567. in welchem Darnley krank lag, wurde in die Luft gesprengt. Jedermann
beschuldigte den Grafen Bothwell dieser That, und als Maria nach drei Mo¬
naten diesen heiratete, klagte man auch sie der Mitschuld an. Der empörte
schottische Adel griff zum Schwert, Maria und Bothwell flohen, dieser wurde
nach langem Umherirren von den Dänen gefangen und endigte als Wahnsin¬
niger im Kerker, jene ward nach Edinburg zurückgebracht, mußte der Krone
entsagen und während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Jakob (VI.) ihrem
Halbbruder Murray die Regentschaft übertragen. Darauf entfloh sie, widerrief
1568. ihre Thronentsagung, wurde nebst ihren Anhängern in einer Schlacht besiegt
und genöthigt, nach England zu fliehen und Elisabeth um Schutz anzuflehen.
Aber diese gestattete der des Gattenmords Verdächtigen keine Zusammen¬
kunft, hielt sie in Haft, und als mehrere Verschwörungen entdeckt wurden,
welche Marias Befreiung, die Wiederherstellung der katholischen Kirche und
die Entthronung, ja die Ermordung Elisabeths bezweckten, unterschrieb sie, auf
Andrängen ihrer Räthe und des Parlaments, das Todesurtheil, das an Maria
1587. im 19. Jahre ihrer Gefangenschaft, im 45. ihres Lebens vollzogen wurde.
Ein Schrei der Entrüstung gierig bei der Nachricht hievon durch das katholi¬
sche Europa. Der Papst erklärte Elisabeth für vogelfrei, und Philipp II.
von Spanien schickte seine Armada, die unüberwindliche Flotte, gegen sie.
Durch Seestürme und durch die Tapferkeit der Engländer, welche von Howard
und Franz Drake angeführt wurden, gieng die Armada im Kanal zu großem
Theil zu Grunde. Der Protestantismus von England war gerettet, dessen
Seemacht fest begründet. Auch Irland, dieses seit Jahrhunderten eroberte
und doch niemals noch wirklich besessene Land der englischen Könige, unter¬
warf sie erst völlig, und als die unvermählte Königin in ihrem 70. Lebens-
1603. jähre starb und, unmittelbar vor ihrem Tode, den Sohn der Maria Stuart,
König Jakob VI. von Schottland, zu ihrem Nachfolger einsetzte, vereinigte sie
damit die Krone von Schottland mit denen von England und Irland. Aus
einem Staate zweiten Ranges machte sie ihr Land den ersten Staaten Europas
gleich. In der Literatur schwang sich England durch den dramatischen Dichter
William Shakespeare (geb. zu Stratfort am Avon 1564, gest. 1616) zu
klassischer Höhe auf.
1-1625. Mit Jakob I. kam das Haus Stuart, welches England vier Könige
gab, auf den Thron der drei vereinigten Königreiche. Stolz und eifersüchtig
aus seine Stellung als Oberhaupt der anglikanischen Kirche, wünschte er diese
auch in dem presbyterianischen Schottland einzuführen, was ihm theilweise
gelang, und strafte in England Puritaner und Katholiken, welche ihm den
Supremateid nicht leisten wollten. Empört hierüber machten letztere die Pul-
1605. öerverschtüörung und wollten am Tage der Eröffnung des Parlaments dieses
samt dem König in die Luft sprengen. Der Anschlag wurde entdeckt, mehrere
Verschworene geiöbtet, die Katholiken strenger gehalten. Als er barans, statt,
wie das Parlament wünschte, seinen Schwiegersohn, den Kurfürsten Friedrich
von der Pfalz, der einen Winter lang zugleich König von Böhmen war, gegen
ben Kaiser zu schützen und damit dem deutschen Protestantismus kräftige Hilfe