246 Nationalkonvent.
welche den Eid auf die Konstitution verweigerten, mit Strafen vorschreiten und
die Emigranten in Koblenz u. s. w., worunter siine beiden Brüder, die Gra¬
fen von Provence und von Artois waren, wenn sie nicht binnen Jahres¬
frist^ nach Frankreich zurückkehrteu, als Hochverräter verurtheilen und ihre Güter
einziehen lassen sollte, so weigerte sich der König, mußte aber zu der Kriegs-
, 20.April!792. erklürung an Ostreich seine Einwilligung geben. Am 20. Juni zog
der bewaffnete Pöbel in die Tuilerien, um dem Könige die Berufung der
20,000 Föderirten und die Verbannung'der unbeeidigten Priester abzunöthigen.
Aber der König blieb standhaft. Als aber die Preußen in Lothringen ein-
25.Juli 1792. rückten, und der Herzog von Braunschweig sein drohendes Manifest erließ,
so entstand in Paris eine furchtbare Erbitterung gegen die Emigranten und
den Hof, und diese Stimmung benützten die Jakobiner zum völligen Sturze
des Königs. Diese, welche Robespierre, Marat, St. Just zu ihren Häuptern
batten, waren die heftigsten Revolutionäre und die schlimmsten Feinde aller
Ordnung und Bildung. Sie bildeten damals einen besonderen Klub, neben
welchem noch der Klub der Girondisten (Petton, Dümouriez) und der der
Cordeliers (Danton, Camille Desmoulins) anzuführen ist. Am 10. August
rückte die sogar mit Galeerensklaven untermischte Volksmenge zum zweitenmal
gegen die Tuilerien an; Ludwig flüchtete sich mit feiner Familie in den
Sitzungssaal der gesetzgebenden Versammlung, und während sein Schloß er¬
stürmt und geplündert wurde, von feiner Schweizergarde 750 Mann und
viele andere Personen im Kampfe für ihn fielen oder elend hingeschlachtet
wurden, beschloß die Versammlung vor feinen Ohren, die königliche Gewalt
zu suspendiren, den König mit feiner Familie unter Aufsicht zu stellen, dem
Prinzen einen Erzieher zu geben und einen Ncitionalkonvent zur Entscheidung
Über die künftige Verfassung einzuberufen. Die königliche Familie wurde in
den Thurm des Temple's eingesperrt, welcher Zur Zeit Philipps des Schö¬
nen seinen Erbauern, den Templern, zum Gefängniß gedient hatte. Nun
wurden alle Gefängnisse mit unbeeidigten Priestern und Aristokraten ange-
gefüllt, und unter dem Justizminister Danton begannen die September¬
gemetzel, in welchen 3000 Menschen ermordet wurden. Sogar Lafayette
wurde als Hochverräter erklärt und mußte fliehen.
. 21.Sept.1792- Mit der nun folgenden Herrschaft des Nationalkonvents begann
26. Okt. 1795.die Zeit der Republik. Die Jakobiner ließen nicht nach, bis der König
als „Ludwig Kapet" vor den Nationalkonvent gestellt, wegen „Verraths
und Verschwörung gegen das Land" angeklagt und trotz der Bemühung der
21. Jan. und Girondisten mit einer Mehrheit von einer Stimme zum Tode verurtheilt
16.Okt. 1793.wurde. Er wurde guillotinirt, ebenso die Königin Marie Antoinette
4.Mai 1794.und Ludwigs Schwester, Elisabeth; sein Sohn, der kleine Dauphin, von
seinem Aufseher Simon auf die heilloseste Weise an Leib und Seele zu Grunde
8. Juni 1795. gerichtet, starb im Stemple, 10 Jahre alt; feine Tochter, Marie Therese,
Dec. 1795. wurde in ihrem siebzehnten Jahre gegen französische Gefangene an Östreich
ausgeliefert und heiratete später den Herzog von Angoulente, einen Sohn des
Grafen von Artois (des späteren Karl X.).
Die Girondisten, welche sich der Hinrichtung des Königs widersetzt
hatten, waren nun der nächste Gegenstand der Angriffe. Sie wurden durch
einen von den Jakobinern erregten Volksaufstand aus der Versammlung aus¬
geschlossen und, wer nicht fliehen konnte, verhaftet und guillotinirt. Der hie-
13. Juli 1793. für sehr thätige Marat wurde von Charlotte Corday, welche in ihm
die Anarchie zu vernichten glaubte, erstochen. Nun folgte die sogenannte