Full text: [Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband]] (Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband])

Sagen und Erzählungen. 
10 Aber nur von Himmelslust Jetzt kriechend hart am Boden, jetzt fliegend 
Spricht der Greis mit jenen zweien; durch die Luft! 
Lächelnd blickt sein Angesicht, Und jetzt? — Halt ein, nicht weiter! Jetzt 
Als ritt' er zur Lust im Maien. ist er festgebannt, 
11 Von dem hohen Dom zu Speier Kluft vor ihm, Kluft zur Seite und oben 
Hört man dumpf die Glocken schallen; jähe Wand! 
Ritter, Bürger, zarte Frauen 4 Der Aar, der sich schwingt zur Sonne, 
Weinend ihm entgegenwallen. hält hier die erste Rast, 
12 In den hohen Kaisersaal Des Fittichs Kraft ist gebrochen und Schwin— 
Ist er rasch noch eingetreten; del hat ihn erfaßt; 
Sitzend dort auf goldnem Stuhl Wollt' einer von hier zum Thale hinab 
Hört man für das Volk ihn beten. ein Stieglein bau'n, 
13 „Reichet mir den heil'gen Leib!“ Müßt' ganz Tirol und Steier die Steine 
Spricht er dann mit bleichem Munde; dazu hau'n. 
Drauf verjüngt sich sein Gesicht 5 Wohl hat die Amm' einst Maxen erzählt 
Um die mitternächt'ge Stunde. von der Martinswand, 
14 Da auf einmal wird der Saal Daß schon beim leisen Gedanken das Aug' 
Hell von überird'schem Lichte, in Nebel schwand; 
Und verschieden sitzt der Held, Jetzt kann er's sehn, ob dem Bilde sie 
Himmelsruh im Angesichte. treue Farben geborgt; 
15 Glocken dürfen's nicht verkünden,. Daß er's nicht weiter plaudre, dafür ist 
Boten nicht zur Leiche bieten; schon gesorgt. 
Alle Herzen längs des Rheines 6 Da steht der Kaisersprosse, Fels ist 
Fühlen, daß der Held verschieden. sein Throngezelt, 
16 Nach dem Dome strömt das Volk, Sein Scepter Moosgeflechte, an das er 
Schwarz, unzähligen Gewimmels; schwindelnd sich hält; 
Der empfing des Helden Leib, Auch ist seine Aussicht droben so weit und 
Seinen Geist der Dom des Himmels. wunderschön, 
J. Kerner. Daß ihm vor lauter Schauen die Sinne 
fast vergehn. 
86. Die Martinswand. 7 Tief unten liegt das Innthal, ein 
1 Wer ist der kecke Schütze im grünen Teppich luftig grün, 
Jagdgewand, Wie Fäden durchs Gewebe, ziehn Straß' 
Den Gemsbart auf dem Hütlein, die Arm— und Strom dahin, 
brust in der Hand? Die Bergkolosse liegen rings eingeschrumpft 
Des Aug' so flammend glühet, wie hoher zuhauf 
Königsblick, Und schau'n wie Friedhofhügel zu Maxen 
Des Herz so still sich freuet an kühnem mahnend auf. 
Jägerglück? — 8 Jetzt stößt er, Hilfe rufend, mit Macht 
2 Das ist der Max von Habsburg auf hinein ins Horn, 
lust'ger Gemsenjagd; Daß es in Lüften gellet, als dröhnte Ge— 
Seht ihn auf Felsen schweben, wo's kaum witterzorn; 
die Gemse wagt! Ein Teufelchen das kichert im nahen Felsen— 
Der schwingt sich auf und klettert in pfeil— spalt; [Gewalt. 
beschwingtem Lauf, Es dringt ja nicht zu Thale des Hilferufs 
Hei, wie das geht so lustig durch Kluft 9 Ins Horn nun stößt er wieder, daß 
und Wand hinauf! es fast platzend bricht; 
3 Jetzt über Steingerölle, jetzt über tiefe Ho, ho, nicht so gelärmet! Da hilft das 
Gruft, Schreien nicht;
	        
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