Perikles. Peloponnesischer Krieg. 27
deren Helmbusch und Lanze auf einer Entfernung von 5 Meilen den Schiffern
entgegenglänzte. Athen wurde durch Perikles der Sammelpunkt aller griechi¬
schen Bildung, der Sitz alles Schönen, was der griechische Geist geschaffen hat,
zumal da auch die größten Tragiker: ^eschylus (etwas früher), Sopho¬
kles und Euripides, der Komödiendichter Aristophanes und der Geschicht¬
schreiber des peloponnesischen Krieges, Thuendes, um jene Zeit in Athen
lebten und ihre unsterblichen Werke schufen. Ein perikleisches Zeitalter gilt
noch jetzt für den Inbegriff der höchsten Blüte der Künste und Wissenschaften,
die unter Perikles nicht bloß Sache einer Gelehrtenkaste, sondern unter allen
Schichten des Volkes mehr oder weniger verbreitet waren.
In der auswärtigen Politik verloren zwar die Athener, welche gegen den
Rath des Perikles einen Feldzug gegen die böotische Aristokratenpartei unter¬
nahmen, durch ihre Niederlage bei Koronen mehrere Verbündete und muß-447.
ten in dem 30jährigen Frieden, der zwischen Athen und Sparta zu Stande 445.
kam, Msgara, Böotien, Lokris und Phocis entlassen und damit ihre Plane,
Athen auch zu einer Landmacht zu machen, als gescheitert ansehen; aber ihre
Seemacht und die Herrschaft über ihre Bundesgenossen hielten sie noch mit
fester Hand. Das abtrünnige Euböa ward wieder unterworfen, die samische
Flotte vernichtet, Samos gänzlich unterjocht, und von Cypern bis zum schwarzen 440.
Meere, von Byzanz bis Euböa und Ägina gehorchten fast alle Seestädte und gegen
40 Inseln der prachtvollen Vaterstadt des Psrikles. Seinen Plan, Athen zur
ersten Macht von ganz Griechenland zu erheben, wollte er nun auf eine andere
Art durchsetzen. Er machte den Vorschlag, daß sämtliche griechische Städte in
Europa und Asien je einen Gesandten nach Athen schicken sollten, um daselbst
über gemeinschaftliche, religiöse und politische Angelegenheiten zu berathen. Der
Plan scheiterte an dem Widerstände der Spartaner.
I1L Die Zeit des Zerfalls.
Peloponnesischer Krieg. 431-404.
§• 18.
Anfang des Kriegs. Pest in Athen. Demosthenes. Kleon. Brafidas. 431-421.
Friede des Nicias.
Die tieferliegenden Ursachen des peloponnesischen Krieges sind bereits an¬
gedeutet. Es handelte sich darum, ob Athen, das überall, wo es herrschte,
die Demokratie einführte und beschützte, oder Sparta, das für aristokratische
Verfassung und für Oligarchien war und wirkte, die Hegemonie von ganz
Griechenland haben sollte. Jenes suchte alle griechischen Seestaaten unter sei¬
ner Hegemonie zu vereinigen, strebte offenbar nach der Herrschaft von ganz
Mittelgriechenland und hegte bereits sehr weitaussehende Plane; dieses, an der
Spitze des peloponnesischen Bundes, wozu auch das auf Athen eifersüchtige
Korinth gehörte, wollte, wenn es auch die Hegemonie zur See den Athenern
hatte überlassen müssen, doch die Ausdehnung ihrer Gewalt über Mittelgrie¬
chenland nicht zugeben, wie dies schon der Feldzug im Jahr 457 bewies. Die
nächste Veranlassung gab ein Streit, welchen Korc^ra mit seiner Mutterstadt