Full text: Leitfaden der preußischen Geschichte

daß sie unter wittelsbachische Hoheit gefallen. Mit Schmerz ge¬ 
dachten sie des Glücks der alten Zeit, als sie unter Waldemar 
dem Großen in Ruhe und Wohlstand, Ehre und Ansehen lebten. 
Da erscholl plötzlich die Kunde, Waldemar sei wieder da, sei 
nicht gestorben und begraben, sondern heimlich, ein kirchliches 
Vergehen zu büßen, nach Palästina gepilgert und nunmehr heim¬ 
gekehrt, sein Volk zu erlösen. In der That war ein alter Pil¬ 
ger im Frühling 1348 beim Erzbischof von Magdeburg erschienen, 
‘v hatte sich für den Markgrafen Waldemar ausgegeben und war 
wegen seiner Ähnlichkeit mit demselben von dem Erzbischof und 
vielen Nachbarfürsten, vor allen von den askairischen Fürsten 
von Anhalt und Sachsen, als solcher anerkannt worden. Jubelnd 
fiel ihm überall das Volk zu; er spendete reichlich Rechte, Frei¬ 
heiten und andere Vorteile, wie er auch die Assanier zu seinen 
Erben einsetzte. Gern erklärte sich Kaiser Karl IV. aus Haß 
gegen die Wittelsbacher für ihn, gab, nachdem ein Fürstengericht 
sich für Waldemars Echtheit ausgesprochen, diesem die Mark 
zu Lehen und half ihm wider Ludwig, dem nur wenige Städte 
(z. B. Treuen-Briezen) treu blieben. Da aber die bairische 
Partei in Deutschland einen Gegenkaiser ausstellte, so hielt es 
Karl IV. für geraten, mit ihr Frieden zu machen, und gab den 
„falschen Waldemar" wieder preis. Dieser galt nun als Be¬ 
trüger (was er wahrscheinlich auch gewesen ist; er soll Jakob 
Rehbock geheißen haben), und Ludwig ward von neuem mit der 
Mark belehnt. Er trat dieselbe 1351 seinen Brüdern Ludwig 
dem Römer (geboren in Rom) und Otto ab und zog sich nach 
Baiern zurück. 
§ 13. Ludwia der Römer (1351—1365), ein ernster, 
thatkräftiger Mann, verdrängte den falschen Waldemar bald ganz 
aus der Mark; es blieb diesem nichts übrig, als zu verzichten 
und nach Dessau zu seinen angeblichen Verwandten, den Fürsten 
von Anhalt, zu ziehen; hier starb er, fürstlich gehalten, 1357. 
Aber auch die Wittelsbacher sollten das Erbe Waldemars 
des Großen nicht behalten; Karl IV. gedachte es an sein eigenes 
Haus zu bringen. Schon hatte er bei den Wirren zwischen dem 
falschen Waldemar und Ludwig dem Ältern erst von dem einen, 
dann von dem andern sich die Lausitz abtreten lassen; nun 
streckte er seine Hand nach den übrigen Marken aus. Die Zwie-
	        
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