fullscreen: Lehrbuch der algemeinen Geschichte für Akademien und Gymnasien

5* Kap. Religionsvekfafsuns. ' W 
stellung nicht gemäß, die sich der philosophische Den¬ 
ker von der Gottheit macht. Ein ungebildetes Volk 
bekümmert sich gar nicht oder sehr wenig um einen > 
algemeinen Religionsunterricht, sondern überlaßt es ei¬ 
nem jeden, der sich einen Begriff von einem schaf¬ 
fenden, erhaltenden, wohlthuenden oder strafenden 
Wesen machen, oder ihn von andern annehmen 
will. Alle Völker waren anfangs in dieser Lage, vie¬ 
leicht diejenigen ausgenommen, welche die ersten 
Wohnplätze der Menschen nicht verließen. Diese un¬ 
geübten Denker konnten keinen Begriff von einem 
geistigen Wesen haben, das die Summe aller höch¬ 
sten Kräfte in sich begreift. Ihre Gottheiten waren 
.Kräfte der Natur, die ihnen "durch ihre für willkür¬ 
lich gehaltenen Wirkungen wohlthätig oder schädlich 
bekannt, und also aus Dankbarkeit öder Furcht ver¬ 
ehrt wurden. Je stärker und algemeiner diese 
Wohlthat oder Schädlichkeit gefühlt wurde, desto grö¬ 
ßer und ausgedehnter wurde chie Verehrung des We¬ 
sens, dem man sie zuschrieb. Gegenden, Lander, gan¬ 
ze Erdstriche schufen sich auf diese Art ihre-Local-, Na¬ 
tional-, oder algemeinen Gottheiten. • Positive Form 
und Bildung erhielten sie und ihr Dienst, durch Per¬ 
sonen, die sich desselben eigentlich annahmen, durch 
die Priester oder durch Gesetzgeber, die ihre Nation 
über die Art der Verehrung belehrten, die ihrem Got¬ 
te angenehm-war. Ein Wohnsitz der Gottheit oder 
Tempel/ der aus irgend einem Grunde heilig gewor¬ 
den war, vereinigte mehrere Völker von einerley Ab¬ 
stammung zur Verehrung des Gottes- den man dort 
anbetete, z. B. des delphischen. Da die Kräfte der 
wohlthätigen und schadenden Wesen nicht gleich stark 
waren, so ordnete man sie unter einander---und es 
harte nichts widersinniges, sich eines derselben als 
den Obersten und Regierer zu denken. Diese Vereh¬ 
rung einzelner Theile der Natur, welche man jetzt 
Fetrschmus nennt, scheint das algemerneReligions^ 
System der ältesten Nationen gewesen zu seyn. Die 
Verehrung der Gestirne ist davon ein Zweig. Ob das 
Wesen, das man verehrte', selbst Gctt sey , oder ob
	        
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