Full text: Leitfaden der preußischen Geschichte

hier am 25. Dezember 1745 abgeschlossen: Maria Theresia ver¬ 
zichtete nochmals auf Schlesien und Glatz, wogegen Friedrich 
ihren Gemahl, Franz von Lothringen, als Kaiser anerkannte; 
August III. zahlte an Preußen eine Million Thaler Kriegskosten. 
So ging Friedrich auch aus dem zweiten schlesischen Kriege mit 
Ruhm bedeckt hervor; man nannte ihn bereits den „Großen." 
Die Kabinettspolitik, die seit Richelieu im Verkehr der 
Staaten herrschte, bediente sich unbedenklich auch verwerflicher 
Mittel, wie der Zweideutigkeit und des Vertragsbruches. Dies 
entschuldigt Friedrich den Großen, wenn er dem Auslande 
gegenüber ebenfalls die Regel befolgte, lieber andere zu hinter¬ 
gehen als sich täuschen zu lassen; zumal die Franzosen, die er 
durch sein Losbrechen 1744 gerettet und die ihn dann im Stiche 
gelassen, durften ihm nichts vorwerfen. Eigentümlich aber war ihm 
die seltene Eigenschaft des wahrhaft großen Staatsmanns: weise 
Mäßigung; „man muß wissen zu rechter Zeit inne zu halten", 
nach diesem seinem Grundsatz handelte er bei allen Friedens¬ 
schlüssen (z. B. 1745) und in seiner Führung der Kriege. 
Während des ersten schlesischen Krieges konnte er die österreichische 
Monarchie zertrümmern (Januar und September 1741). „Aber 
wie unverzeihlich," sprach er, „wäre es gewesen, das Joch von 
Österreich zu brechen und sich dafür französische Ketten zu 
schmieden?" 
§ 55. In den elf Friedensjahren, welche folgten, erregte 
Friedrichs Thun nicht geringere Bewunderung. Es zeugte von 
erhabenstem Pflichtgefühl; „der Fürst," erklärte er, „ist der 
erste Diener des Staats und wird gut genug bezahlt, um 
ordentlich zu arbeiten." Kaum fünf Stunden Schlaf gönnte er 
sich; jede Landschaft, jedes Regiment musterte er persönlich. 
Seinem Blick entging nichts. Er rüstete und sparte immerfort. 
Den Nährstand zu heben, siedelte er Einwanderer aus dem säch¬ 
sischen Voigtland, der Pfalz und vom Rhein in wüsten Plätzen 
an; entwässerte (1747—1756) den Nieder-Oderbrnch; bestrafte 
Beamte uud Gutsherren, welche ihre Bauern plackten; pflanzte 
neue Erwerbszweige an (z. B. Baumwollen-Spinnerei und We¬ 
berei, Kattundruckerei); baute den plauenschen Kanal (1743 
bis 1745), den Finow-Kanal (1744—1746), den Swine- 
Kanal und die Stadt Swinemünde (1746); — überall trieb 
und besserte er, zumal in Schlesien, das unter der Habsburgischen 
Regierung arg verwahrlost worden war. Die Rechtspflege, bisher
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.