fullscreen: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

C. Das Römerreich. 81 
goldener Ringe, die von den Armen der getödtelen Ritter abgestreift worden, 
nach Karthago geschickt haben soll. Unter den Gefallenen befand sich auch der 
hochherzige Paullus Aemilius. Wie der Schlachttag an der Allia (§. 106.) 
wurde auch der Tag bei Cannä als Buß- und Bettag im römischen Kalen¬ 
der verzeichnet. Der unerschütterliche Senat bewahrte jedoch Muth und Fas¬ 
sung; Alle, welche bei Cannä geflohen waren, wurden für ehrlos erklärt und 
ans dem Heer gestoßen, und dem heimkehrenden Consul dankte der Senat, „daß 
er nicht verzweifelt habe an der Rettung des Vaterlandes". Die Parteien 
versöhnten sich und wetteiferten in patriotischer Hingebung. 
tz. 119. Hannibal hielt nicht für rathsam, mit seinem geschwächten Heere 
sogleich auf Rom loszurücken, sondern überwinterte in der reichen und üppigen 
Stadt C a pu a. Hier wurden aber seine rauhen Krieger verweichlicht und ver¬ 
loren die Kriegsluft. Dagegen machten die Römer mit ungemeiner Rührigkeit 
neue Rüstungen, so daß sie im Frühjahr frische Truppen ins Feld schicken konn¬ 
ten, während Hannibals Heer von Karthago aus nicht verstärkt wurde. Zwei 
glückliche Treffen füllten die Römer mit Muth und setzten sie in Stand, die 
Städte in Unteritalien und Sicilien, die nach der Schlacht bei Cannä zu 
Hannibal abgefallen waren, zu züchtigen. Marcellus schiffte nach Sicilien 
über und belagerte Syrakus, das sich unter dem Beistand des erfindungs¬ 
reichen Mathematikers und Physikers Archimêdes mit Tapferkeit und Glück 
vertheidigte, so daß Marcellus nur durch die größte Anstrengung nach dreijäh¬ 
riger Belagerung Herr der Stadt wurde. Schrecklich war die Rache der Rö¬ 
mer; die Soldaten mordeten und plünderten; Archimedes ward über seinen 
Studien erschlagen; die schönsten Kunstwerke wurden nach Rom gebracht und 
Syrakusens Glanz war für immer dahin. Ein gleiches Schicksal traf Capua. 
Zwei römische Legionen hielten die Stadt enge umlagert; die geängstigten 
Einwohner riefen Hannibals Hülfe an, worauf dieser vor die Thore 
Roms rückte, in der Hoffnung, die Römer würden zur Rettung der Hauptstadt 
herbeieilen und von der Belagerung ablassen. Aber Eine Legion genügte, um 
in Verbindung mit andern Truppen Hannibal zum Rückzug aus der verwüste¬ 
ten Umgegend Roms zu nöthigen, an die andere mußte sich das ausgehungerte 
Capua ergeben. 27 Senatoren starben durch eigene Hand, 53 durch das Beil 
des Henkers; die Bürger wurden zu Sclaven gemacht und fremde Ansiedler 
mit ihrem Eigenthum beschenkt. Capua's Schätze wanderten nach Rom, alle 
Rechte wurden vernichtet und römische Präfecten geboten seitdem in der 
Stadt. Zwei Jahre später fiel auch Tarent, das sich gleichfalls an Hanni¬ 
bal angeschlossen hatte, wieder in die Gewalt der Römer. Fabius Marimus 
führte die Einwohner in Sclaverei und bemächtigte sich ihrer Schätze, aber die 
Statuen,, der zürnenden Götter" ließ er stehen. Schrecken führte bald die abge¬ 
fallenen Staaten den Römern wieder zu und Hannibals Lage ohne Geld, 
Truppensendungen und Zufuhr wurde mit jedem Tag bedenklicher. Der Sieg 
bei Venusia, wo Marcellus, „Roms Schwert", durch einen Hinterhalt 
fiel, war die letzte glückliche Waffenthat der Karthager. 
§. 120. Nunmehr war Spanien Hannibals einzige Hoffnung, weil ihn 
das undankbare Vaterland verließ. Dort war Hannibals Bruder Hasdru- 
bal, nachdem er die Römer lange mit Glück bekämpft hatte, endlich von dem 
jungen hochsinnigen Cornelius Scipio so sehr in die Enge getrieben worden, 
daß er nicht mehr bleiben konnte und sich daher mit seinem Bruder, der ihn 
nach Italien berief, zu vereinigen beschloß. Auf demselben Alpenwege, wie 
einst Hannibal, zog er nach Oberitalien und wendete sich dann nach der Küste 
des adriatischen Meeres, um zu seinem Bruder zu stoßen, der in Unteritalien 
Weber, Weltgeschichte. 5. Aufl. ß 
215. 
214 
212. 
211. 
208. 
208.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.