IV.
Die Zeit des Verfalls der Laiserinacht.
„Das Alte stürzt;
es ändert sich die Zeit"
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40. Wie das alle deutsche Reich verfiel.
1. Als die alten Stammesherzogtümer zerfielen, verwischte sich
auch das Lehensverhältnis; die Lehen wurden erblich, da das Lehens¬
gut stillschweigend vom Vater auf den Sohn überging. Die ehe¬
maligen Lehensmänner: Kurfürsten und Herzoge, Grafen, Bischöfe,
Äbte und freie Städte betrachteten sich nun als selbständige Herren
mtb stellten sich als Reichsstänbe bem Kaiser zur Seite; sie wollten
selten gehorchen, aber in allen wichtigen Angelegenheiten gefragt sein.
Damit war ber Lehensherrschaft bie Spitze abgebrochen. Alle großen
Reichslehen waren erblich geworben, nur ber Kaiserthron nicht; bie
Kurfürsten wählten nach wie vor; sie waren bie Mächtigsten im Lanbe,
mtb. wer ben Thron erlangen wollte, ber mußte sich schon vorher um
ihre Gunst bewerben, ihnen möglichst viele Wünsche erfüllen mtb ver¬
sprechen, manche Rechte, bie sonst nur dem Kaiser zustanden, an sie
abtreten zu wollen; das Münzrecht, Bergwerksregal, Stadt- und Markt¬
recht mögen hier nur als solche benannt sein. Die kaiserliche Gewalt
würbe babnrch immer geringer, so baß kanm noch ein beutscher Fürst
Verlangen hatte, bie Kaiserkrone zu tragen, unb ber Thron sogar ein-'
mal siebzehn Jahre hinbnrch ganz leer stand.
2. Nach dieser kaiserlosen Zeit wurde zuerst Graf Rudolf von
Habsburg zum Kaiser gewählt. Ihm weigerte König Ottokar von
Bohmen den Gehorsam, weil er selbst auf die Krone gehofft hatte.
Ottokar war ein mächtiger Herr; er hatte zu seinem Böhmenlande
noch ganz Östreich erobert und damit ein Reich geschaffen, bas weit bis
nach Polen tmb Ungarn reichte. Trotzbem zog Rubolf ihm entgegen
unb schlug ihn. Ottokars Sohn machte hernach mit bem Kaiser Frieben
unb behielt barum Böhmen, aber Östreich gab Rubolf seinem eigenen