Friedrich Barbarossa. 165
bei Legnano (spr. Lenjano). Der Kaiser selbst drängte in die Mitte 1176
des feindlichen Heeres. Da erscholl der Rns: „Der Kaiser ist tot!"
und Schrecken und Verwirrung folgten. Die Deutschen gaben jeden
Widerstand auf und erlitten eine gänzliche Niederlage. Allgemein galt
der Kaiser für tot, bis er am vierten Tage wieder zu den Seinen
kam. Hierauf begehrte er den Frieden. Der Papst und die lombardischen
Städte waren dazu bereit. Diesen mußte Friedrich das Recht einräumen,
ihre Behörden selbst zu wählen; sie waren dem Kaiser also nur noch
dem Namen nach Unterthan.
d. Strafgericht über Heinrich den Löwen. Friedrich kehrte nach
Deutschland zurück und lud Heinrich den Löwen vor sein Gericht,
um ihn für seinen Abfall zu strafen. Aber der Löwe kam nicht. Da
sprach Friedrich die Acht über ihn aus und beraubte ihn seiner Herzog¬
tümer. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, der Stammvater des
jetzigen bayrischen Königshauses, Sachsen der Assanier Bernhard,
ein Sohn Albrechts des Bären. Jetzt erhob der Löwe zu einem
verheerenden Kriege die Waffen und widerstand zwei Jahre allen seinen
Feinden. Aber Friedrich drang in das Herz seiner Lande vor; als endlich
auch das mächtige Lübeck sich ergeben mußte, flehte Heinrich um Gnade.
In Erfurt warf er sich dem Kaiser zu Füßen; dieser war von solchem
Wiedersehen gerührt und hob ihn vom Boden auf, indem er sprach: „Du
bist das eigene Werkzeug deines Falles!" Die Herzogtümer blieben
Heinrich genommen, auch mußte er drei Jahre Deutschland verlassen;
doch seine Stammlande, die braunschweig-lüneburgischen Länder, durfte
er behalten.
6. Barbarossas Kreuzzug und Tod. Am Abend feines Lebens
machte Barbarossa noch einen Kreuzzug. Nach Europa kam nämlich
plötzlich die erschütternde Nachricht, Jerusalem sei von dem ägyptischen
Sultan erobert worden. Da stellte sich der ritterliche Greis an die
Spitze eines zahlreichen Kreuzheeres und zog nach dem Morgenlande.
Aber er erreichte das heilige Land nicht mehr. Als er mit seinem
Rosse den Fluß Seleph in Kleinasien durchschwimmen wollte, rissen
ihn die Wellen hinweg. Ein Ritter stürzte ihm nach und brachte wohl
den Körper ans Land, aber die Heldenseele war entflohen. Tiefgebeugt 1190
zogen die Kreuzfahrer weiter und begruben den Helden in der Stadt
Tyr ns. Viele Deutsche zogen in die Heimat zurück, der Rest kam
bis vor Akkou, wo auch der treffliche Herzog Friedrich, Barbarossas
Sohn, starb. In Deutschland konnte man lange das Unglück nicht glauben,
das man nicht selbst gesehen hatte. Das Volk erzählte sich, der Kaiser
sei nicht gestorben, sondern sitze im Schoße des Kyffhäuserberges
und werde seiner Zeit hervorkommen und mit ihm die alte Macht und
Herrlichkeit des deutschen Reiches. Das ist in unseren Tagen geschehen.
f. Die folgenden hoheustaufischen Kaiser hatten viele Kämpfe
mit den mächtigen Welfen, den lombardischen Städten und besonders
mit dem Papste zu führen. Sie mußten deshalb häufig in Italien