64. Von Gustav Adolfs Tode bis zum Westfälischen Frieden. 139
-nickst gern etwas befehlen lassen. Auch schwand die alte Gottesfurcht
und Kriegszucht nun rasch bei den Schweden, und bald gaben sie selbst
den Wallensteinern an Grausamkeit nichts mehr nach. — Die Katholiken
erwarteten nach des großen Gustav Hingange, daß Wallenstein die Evan-
gelischen bald niederwerfen werde. Aber Wallenstein verhielt sich so, daß
keiner ihn mehr begriff. Er saß ruhig in Böhmen und ängstigte des Kaisers
Länder mit des Kaisers Heer, während die schwedischen Generäle plündernd
Deutschland durchzogen. Als der alte Graf Thurn, der die Veranlassung
zu dem ganzen Kriege gegeben hatte, in seine Hände fiel, ließ er ihn wieder
laufen, ohne ihm ein Haar zu krümmen. Bald hieß es, er sinne auf
Verrat und wolle sich mit des Kaisers Feinden verbünden, um mit
ihrer Hilfe König von Böhmen zu werden.
2. Wallensteins Ermordung (1634). Kaiser Ferdinand gewann
endlich die Überzeugung, daß Wallenstein ein Verräter sei und beschloß,
sich seiner zu entledigen. Er erklärte ihn für abgesetzt und verbot
allen Soldaten, ihm noch ferner zu gehorchen. Da zog sich der Fried¬
lander grollend nach der Festung Eg er (Westecke Böhmens) zurück,
um sich von hier aus mit Bernhard von Weimar zu vereinigen. Aber
sein Ende war gekommen. Einige Offiziere hatten sich verschworen,
ihn zu ermorden, um des Kaisers Dank zu erwerben. Zunächst luden
sie Wallensteins treueste Freunde zum Abendessen und ließen sie bei
Tische niederhauen; dann — es war elf Uhr abends — besetzten sie
mit ihren Dragonern das Haus des verratenen Feldherrn. Die Tür
wurde gesprengt, und ein Hauptmann stürmte mit sechs Dragonern in
das Schlafgemach Wallensteins. Dieser war bei dem Lärm aus dem
Bette gesprungen und stand unangekleidet und wehrlos am Fenster.
„Bist du der Schelm," brüllte ihn der Hauptmann an, „der Seiner
Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt
jetzt sterben!" Wallenstein breitete die Arme aus und bewegte die
Lippen, als ob er sprechen wollte, brachte aber kein Wort hervor. So
empfing der Gewaltige, vor dem bis dahin alles gezittert hatte, den
Stoß der Hellebarde und sank röchelnd zu Boden. Seine Mörder
wurden vom Kaiser reich belohnt.
3. Schlacht bei Nördlingen (1634); Ende des schwedischen
Krieges (L635). Nun übernahm des Kaisers Sohn, Erzherzog
Ferdinand, den Oberbefehl und erfocht noch in demselben Jahre bei
Nördlingen in Bayern (nordwestlich von der Lechmündung) einen
glänzenden Sieg über die Schweden. Hierdurch erhielt der Krieg wieder
eine dem Kaiser günstige Wendung. Der Kurfürst von Sachsen
trennte sich jetzt von seinen protestantischen Bundesgenossen und schloß
für sich allein mit dem Kaiser Frieden (Prag, 1635). Er erhielt
von Ferdinand, der nicht mehr auf Ausrottung des Protestantismus zu
hoffen wagte, die Bestätigung des Augsburger Religions-
friedens. Bald folgten fast alle protestantischen Fürsten dem Beispiele
des Kurfürsten und traten diesem Frieden bei. So schien es, als ob
der schreckliche Krieg nun sein Ende finden sollte.
4. Der französisch-schwedische Krieg (1635—1648). Und unser
armes Vaterland würde endlich zur Ruhe gekommen sein, wenn die