252 105. Der deutsch-französische Krieg von 1870—71.
fast gleichzeitig aus 25 Läufen ihre Kugeln spieen. Doch leisteten sie
zähen Widerstand. Am erbittertsten wurde in den Weinbergen hinter
Wörth gerungen, welche voll von Turkos und Jägern steckten. Hier
war der Boden zuletzt mit Kugeln förmlich übersäet. Als Mac Mahon
sich gegen die Deutschen nicht mehr zu halten vermochte, ließ er noch
seine Kürassiere von der Höhe gegen sie anstürmen; aber das furchtbare
Schnellfeuer der Deutschen schmetterte Roß und Reiter bis auf geringe
Reste zu Boden. Da löste sich Mac Mahons Armee auf zu wilder
Flucht. Die Kunde von diesem Siege rief in Deutschland einen unbe¬
schreiblichen Jubel und innigen Dank gegen Gott hervor.
7. Spichern (6. August 1870). Am Tage der Schlacht bei Wörth
verrichteten die Deutschen noch auf einer anderen Stelle eine glänzende
Waffentat. Die Franzosen hatten südlich von der preußischen Grenz-
stadt Saarbrücken die steilen Spicherer Berge besetzt. Daß sie
hier angegriffen werden könnten, schien ihnen ganz unmöglich. Dennoch
rückten Teile der 1. und II. deutschen Armee heran und unter¬
nahmen das fast allzukühne Wagnis. Mittags 1 Uhr bei brennender
Sonnenhitze begann der Sturm auf die Berge. Auf Händen und
Füßen, oft an Steinen und Büschen sich emporziehend, krochen die
Bataillone die schroffen Höhen hinan; dabei wurden sie von einem un¬
aufhörlichen Kugelregen überschüttet, unter welchem mancher Mutter
braver Sohn sein Leben aushauchte. Endlich erreichten die Helden
keuchend den Gipfel und trieben nun mit gefälltem Bajonett die über
eine so unerhörte Kühnheit entsetzten Feinde zurück.
8. Vazaine bei Metz festgehalten. Nach den Schlachten bei
Weißenburg, Wörth und Spichern befand sich die ganze Mac Mahonsche
Armee aus dem Rückzüge. Alle drei deutschen Armeen drangen jetzt in
Frankreich ein; doch ließ der Kronprinz Truppen zur Belagerung von
Straßburg zurück. Der Marschall Bazaine, welcher mit der zweiten
französischen Armee um Metz stand, fürchtete den Anprall der Deutschen
und beschloß, nach Chalons (zwischen Metz und Paris) zurückzugehen,
um sich mit den dort stehenden Reserven und der geschlagenen Mac
Mahonschen Armee zu vereinigen. Das wünschte nun aber König
Wilhelm, dem der große Schlachtenlenker General von Moltke mit
seinem Rate zur Seite stand, um jeden Preis zu vereiteln; deshalb
mußte die voraufmarschierende I. Armee eiligst die abziehenden Franzosen
angreifen, um sie aufzuhalten. Das gelang am 14. August durch die
Schlacht bei Courcelles, östlich von Metz. Inzwischen gewann die
II. Armee durch angestrengte Märsche den Franzosen einen Vorsprung
ab und verlegte ihnen, indem sie sich westlich von Metz aufstellte, den
Weg nach Verdun.
9. Mars la Tour (16. August 1870). Mit Ingrimm erkannte
Marschall Bazaine, was man mit ihm vorhatte; er beschloß aber, um
jeden Preis nach Westen durchzubrechen. Das führte am 16. August
bet Mars la Tour, einem Dorfe an der Straße von Metz nach
Verdun, zu einer mörderischen Schlacht. Die Franzosen waren dreimal
so stark, als die Deutschen. Um dem hartbedrängten Fußvolk Luft zu
schaffen, unternahm der General von Bredow mit seinen 800 Kürassieren