X. Die Gegenwart.
„Blühe, deutsches Vaterland!"
1Ä1 Das deutsche Kand.
1. Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne
in ihrem ewigen Laufe begrüßt. Es liegt unter einem gemäßigten
Himmel, bietet alles, was der Mensch zur Erhaltung und Förderung
des Geistes bedarf, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten und
zu verderben. Der Boden ist zu jeglichem Anbau fähig. Unter dem
bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus.
Art der kahlen Felswand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben
Moor und Heide erfreuen das Auge die'kräftigsten Fluren, die sich zu
den schönsten Saatfeldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des
Gartenbaues eignen. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge
und in jeglicher Art. In den Gründen breitet die gewaltige Eiche ihre
Krone aus, und hoch oben auf den Bergen erheben Buchen und
Tannen ihr Haupt zu den Wolken und blicken über Abhänge
und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen. Das
Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinst, der Stier verkündigt
Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd geht tüchtig einher
im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen und stolz als
Kampfroß unter dem Krieger. In ihrem Innern birgt die Erde große
und reiche Schätze. Aus vielen und unerschöpflichen Quellen sprudelt
sie Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Den fleißigen Berg¬
mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit
Silber und Gold, hinreichend für den Verkehr und die Verzierung des
Lebens, bald mit Eisen in Menge, dem Manne zur Waffe und Wehr,
zn Schutz und Schirm dem Volke.
2. Ein solches Land ist unverkennbar bestimmt, ein großes und
starkes Volk zu nähren und eine hohe Bildung des Geistes in diesem
Volke durch Übung und Anstrengung zu erzeugen, zu erhalten, zu
fördern. Und in der That zeigt das Land in allen seinen Gauen, daß sein
Volk wohl wert ist, dasselbe zu besitzen. Ein Gang durch Städte und
Dörfer, Felder und Wälder belebt das Auge zu heiterem Glanze und
erfüllt das Herz^ mit edler Freude. Die Wälder und Felder sind wohl¬
gepflegt, der Flüsse Lauf ist geregelt, scharfe Grenzen scheiden die nach¬
barlich gelegenen Besitzungen von einander und wehren dem Streite und