— 21 —
in feierlichen Meßgewändern hoch und gebietend vor ihnen 'standen.
Von den Blumen, veredelten Obstsorten, Gewürz- und Gemüsepflanzen,
welche jetzt in jedem Garten zu finden sind, verdanken die meisten
jenen Mönchen ihre Einführung bei uns. Sie hatten alle diese Dinge
durch die Römer kennen gelernt. Von den Getreidearten ist durch
sie besonders der Weizen zu uns gekommen und mit ihm die
blaue Kornblume, die ihre Heimat auf der Insel Sizilien hat. Die
Mönche pflegten auch die Haustiere besser und erhöhten die Ertrags¬
fähigkeit des Bodens durch Düngung und bessere Bearbeitung. Die
Klöster sind daher für das Emporblühen eines neuen Lebens in unserem
Lande von der größten Bedeutung; ihre Güter waren Musterwirt¬
schaften. Von den hartnäckigen Anstrengungen, welche bei der Urbar¬
machung des Landes nötig waren, zeugen noch heute die vielen Ortsnamen
mit „rode", „rott", „reut", die in jener Zeit entstanden sind; auf den
schwindenden Wald weisen hin die Namen mit „schwenden", auf die
Anlage von Acker und Wiese die Namen mit „feld", „mang" und „au".
17* Die Dorslrirche.
1. Auf ähnliche Weise wie die Klöster sind auch die ältesten Dorf¬
kirchen entstanden. Vom nächsten Bistum oder Kloster aus kam ein
Mönch, um auch in der einzelnen, vielleicht abgelegenen Gemeinde dem
Christentum eine Stätte zu bereiten. Gar oft war es die eigene Heimat,
die der Missionar aussuchte. Hier waren ihm Sitten und Gebräuche
bekannt, uud er wußte daher am besten den Weg zu den Herzen
zu finden. Sein erster Gang galt dem Edeling oder Gaugrasen, der ihn
in gewohnter Gastfreundschaft empfing. Des Edelings Haus mußte
zuerst dem Herrn gewonnen werden. Hier setzte sich der Missionar des
Abends zu den anderen am Herdfeuer uud erzählte seine Heilandsge¬
schichten, wenn sie von ihren Göttern und Helden sprachen, stimmte
seine frommen Weisen an, wenn sie die Heldenlieder sangen. Kam
dann der Tag der Volksversammlung, so zog er im Schutze seines
Gastfreundes nach der Mahlstatt und brachte vor versammeltem Volke,
wie einst Paulus zu Athen, seine Sache vor. Dann ging wohl dumpfes
Murmeln durch die Reihen, aber der Edeling verließ seinen Gastfreund
nicht, sondern erzählte, wie sich derselbe in seinem Hause als Ehren¬
mann gehalten, und daß es keine Schande sei, den Gott zu ehren, dem
auch tapfere Helden dienten. Nun teilten sich die Meinungen; schlie߬
lich mußte das Los entscheiden, und es entschied zu Christi Gunsten.
2. Damit war die Predigt des Evangeliums vom Volke erlaubt,
und der Missionar konnte ungehindert in der Gegend sein Werk betreiben.
Gewöhnlich war der Edeling der erste, der sich mit seinem Hause taufen
ließ und Grund und Boden zum Bauplatz für die Kirche gab. Au
derselben Stelle, wo vordem der Götzenaltar gestanden hatte, erhob sich
nun ein hölzernes Kirchlein. So wurde die Gewohnheit des Volkes
geschont uud die alte Heiligkeit des Ortes erhalten. Der Mönch half