Full text: [Hauptbd.] ([Hauptbd.])

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Herde waren, und ihr weltlicher Sinn verbreitete sich unter den Dom- 
Herren wie unter den Mönchen Mit der Zeit wurde es sogar Mich, 
die geistlichen Ämter stir Geld zu erwerben, und Fürsten und Herren 
scheuten sich nicht, solche Ltellen für ihre Kinder zn kaufen, gleichviel 
ob diese sich dazu eignete» oder nicht. Päpste, wie Gregor VII., habe,! 
gegen diesen Mißbrauch geeifert und alle solche, die durch Kauf oder 
Simonie iw ihr Amt gekommen waren, für abgesetzt erklärt; es dauerte 
r^f1 nj?r , ie o^t, so wurden nach wie vor die vornehmsten aeist- 
lrchen Ämter den lungeren Fürstensöhnen, den Grasen und Edelleuten 
noertragen. 
2. Großen Schaden hat das kirchliche Leben durch die Simonie 
erlitten; denn dre Männer, die nur um irdischen Vorteils willen ein 
gerjtlrches Amt übernommen hatten, gaben durch unziemliches und 
schanöhaftes Leben den Gläubigen Ärgernis und den Unqlanbiaen 
Aulax. verächtlich über die Kirche und ihre Einrichtungen m denken. 
Doch dabei blieb es nicht; das verderbliche Beispiel wirkte fort. Auch 
^.^eÄlöJter drang das weltliche Treiben, und wie die Hildesheimer 
Bischöfe ihre Bibliothek in einen Waffensaal verwandelt hatten so 
kümmerten sich auch die Mouche mehr um einen guten Trunk' im 
kühlen Klosterkeller als um Gebet und Studium in einsamer ßelle 
m war nur natürlich, wenn unter diesen Umständen auch Söhne und 
Achter von Bürgern und Bauern ins Kloster liefen r um da ein 
bequemes und gutes Leben zu haben. Das Ansehen der Klöster sank 
' aber dadurch so sehr, daß es säst eine Schande war, Mönch oder 
-tonne zu heißen. Die Priester, welche ans den Klöstern unter die 
-beute gingen, waren meist ungelehrt und vermochten nicht, die Ge- 
meinben in christlicher Lehre zu unterweisen und zu einem gottgefälligen 
Lebens anzuhalten. Mit Wallfahrten, Reliquiendienst, Heiligenverehrung 
und Spenden an Geistliche und Kirchen glaubte darum das Volk alles 
gethan zu haben, was zu seinem Seelenheil nötig war; an eine 
wirkliche Besserung des Lebens dachte es nicht mehr. So kam es, daß 
bereits fünfhundert Jahre nach der Einführung des Christentums Un¬ 
wissenheit und Aberglaube, Gottlosigkeit und sündhaftes Leben in 
Deutschland derart überhaud genommen hatten, daß alle ernstgesinnten 
Christen eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern wünschten. 
43. Die entarteten Kloster schulen uni» ersten 
Stadtschulen. 
1. Traurig sah es um diese Zeit auch in den Klosterschulen aus. 
Dre Mönche, welche zum Unterricht bestellt waren, glichen den anderen 
an Trägheit und Dnmmheit. Die Schüler wurden oft zwanzig Jahr alt 
und konnten weder lesen noch schreiben. Die Hauptsache war das^Singen 
und Lateinlernen, damit die Schüler aus der Straße den Brotreigen 
singen und in der Kirche das Hochamt mitfeiern konnten. Grausam
	        
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