VII. Die Zeit der Sürstenmacht.
„Gott schützt edle Fürstenhäuser."
70. Der große Kurfürst von timtfrettlnttg*
1640—1688,
1. In der letzten Zeit des dreißigjährigen Krieges regierte in Branden¬
burg der Kurfürst Friedrich Wilhelm, der in der Geschichte den Bei¬
namen der große Kurfürst erhalten hat. Als er sieben Jahre alt war,
ließ ihn sein Vater, der Kriegsunruhen wegen, in die schützende Festung
Küstrin bringen. Allein fünf Jahre später hatten die Kriegsverhältniffe
einen so bedrohlichen Charakter angenommen, daß selbst Küstrin nicht
mehr sicher schien; man flüchtete mit dem Prinzen daher nach Pommern.
Hier sah er die Leiche seines Onkels, des Schwedenkönigs Gustav
Adolf, die gerade nach Schweden überführt werden sollte. Einige
Jahre später bezog er die berühmte Universität Leyden. Von hier
ging er nach dem Haag, der Hauptstadt Hollands. Dem Versuch, ihn
hier zu einem üppigen, ausschweifenden Leben zu verleiten, entzog er
sich dadurch, daß er Haag verließ und zu seinem Vetter, dem Prinzen
Heinrich von Oranien, eilte. Oranien erkannte sofort, daß diese That
des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe sei und sprach die
prophetischen 'Worte: „Vetter, ihr habt einen schönen Sieg erfochten!
Ihr habt das gethan, ihr werdet noch mehr thun"!
2. Im Jahre 1640 starb der Vater, und der Prinz bestieg den
Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war durch den blutigen
Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. Allein der junge
Fürst verzagte _ nicht. Zunächst schloß er mit den Schweden einen
vorläufigen Friedensvertrag und benutzte die Zeit, um in seinem
Lande wieder Ordnung zu schaffen: den widerspenstigen Adel zu
bändigen, der darniederliegenden Landwirtschaft, den Gewerben und
dem Handel auf jede Weise aufzuhelfen. Er zog zu dem Ende aus
der Schweiz und den Niederlqnden tüchtige Bauern ins Land und nahm
die gewerbfleißigen Hugenotten, welche um ihres Glaubens willen aus