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die Zustimmung der Großen des Reichs. Bernward leitete den künf¬
tigen Kaiser mit solchem Erfolge, daß derselbe dauernd mit Liebe und
Verehrung an seinem Lehrer hing. Nie hat Otto III. in seinem
spätern Leben etwas Wichtiges gethan, ohne zuvor den Rat Bernwards
gehört zu haben. Der Kaiser ehrte ihn als den Genoffen seiner
Wiege, den immer getreuen Zeugen seiner Mühen, den gütigen Unter¬
weiser seiner Kindheit in vielfacher Wissenschaft und den Freund
seines Lebens und Regierens. Im Jahre 993 wurde Bernward ein¬
stimmig zum Bischof von Hildesheim gewählt. Bei allen seinen An¬
ordnungen achtete er auf die Wohlfahrt des Reichs, seines Bistums
und seiner Stadt Hildesheim. Er begünstigte die Gründung von
Klöstern und stiftete selbst in Hildesheim das Michaeliskloster als das
bedeutendste Deukmal seines Lebens.
2. Das alltägliche Leben Bernwards war streng geordnet, einfach
und prunklos. Schon bei Tagesanbruch beschäftigten ihn Gebet und
Lesen, bis die Frühmesse begann. Hatte er seinen gottesdienstlichen
Pflichten genügt, so ging er an seine weltlichen Geschäfte, wobei er
besonders gerichtliche Händel mit Scharfsinn zu schlichten wußte. Als¬
dann beschäftigte ihn die Pflege der Armen und Kranken; denn
Bernward versah ihrer täglich hundert und mehr reichlich mit Speise,
gab vielen auch Geld und andere Unterstützung, wie er es vermochte,
und spendete Trost den Kranken und Schwachen. Zuletzt besuchte er
die Werkstätten, wo Metallarbeiter und Künstler nach seinen An¬
gaben Schmuck und Zierat für die Gotteshäuser herstellten. Mit
Vorliebe ergriff er selbst die Werkzeuge. Seinem Fleiße verdankte die
Domkirche einen neuen, mit edlen Metallen und Steinen geschmückten
Hochaltar, eine von Gold und Silber glänzende Krone und ein mit
Gold überzogenes, mit Perlen, Steinen und Gemmen reich verziertes
Kreuz. Seine berühmtesten Arbeiten sind die metallenen Thüren des
Domes und die Christussäule, welche jetzt den Hildesheimer Domhof
ziert. Die Säule zeigt Darstellungen aus dem Leben Christi,'während
auf den beiden Domthüren in erhabenem Bildwerk der Fall und die
Erlösung des Menschengeschlechts dargestellt sind. Sie sind die Zeugen
der Kunstfertigkeit des großen Hildesheimer Bischofs. — Als er im
Jahre 1022 starb, bejammerten die Armen, die Witwen und Waisen
den Verlust des Vaters, die Edlen wie das Volk den Verlust des
Verteidigers des Vaterlandes, des scharfsinnigen Beraters des Reichs.
Seine. Ruhestätte fand er in der Gruft des Michaelisklosters.
6. Wie die Melfenfürsten in unler Land kamen.
1127.
1. Schon zur Zeit Karls des Großen lebte in Bayern das reich¬
begüterte Grafengeschlecht der Welfen. Es genoß solches Ansehen, j
daß Kaiser Ludwig der Fromme eine Tochter dieses Geschlechts zur j
Gemahlin nahm. Ein Glied der Familie erlangte das Herzogsamt