Full text: Geschichte von Göttingen und Umgegend ([2])

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sonnenen ben offenen Aufrnhr. Als bann bte Gilben noch einmal 
aufs Rathans gingen, um zum letzten Male ihre Forberungen zu er¬ 
heben, war ber Rat gewillt, mit gewählten Männern bie Angelegen¬ 
heit zu besprechen. Darauf erkoren bie Evangelischen zehn ihrer An¬ 
gesehensten als Mittler, welche am folgenben Tage ihre Sache vor 
bem Rate vertreten sollten. 
4. Am Donnerstag, ben 21. Oktober, brangte sich schon früh 
morgens bte Bürgerschaft bem Rathause zu unb füllte ben Marktplatz 
unb bte benachbarten Straßen. Fast alle waren mit Waffen versehen, 
um mit Gewalt einzugreifen, falls ber Rat bie Forberungen ber 
evangelischen verweigere. Es war eine große Bewegung unter bem 
^olfe. Da erschienen bie zehn Mittler auf bem Markte, voran ber 
ehrwurbtge Simon Gieseler, unb stiegen bie Stufen zum Rathause 
empor. Ihnen nach brangte bie bewaffnete Menge unb erfüllte bte 
wette Halle bes Hauses. Die Mittler baten um Gehör; ber Rat wagte 
nicht mehr, bie Bitte abzuschlagen unb war bereit, mit ben zehn Männern 
zu üerhanbeln. Ehe bieses aber geschah, verlangten bie Mittler bie 
fechlteßung sämtlicher Thore ber Stabt, bamit nicht in verräterischer 
Welse herzogliche Truppen^eingelaffen mürben. Der Rat gab auch biefer 
Bitte nach. Da erhob Simon Gieseler seine Stimme: „Wünsche unb 
forberungen haben wir oft genug an ben Rat gebracht, jetzt erwarten 
mx nur eine kurze Antwort. Soll bie evangelische Prebigt den Bürgern 
gestattet sein ober nicht?" ' Es entstaub eine bange Pause. Aufruhr 
unb Blutvergießen ober lutherischer Gottesbienst unb Erhaltung ber 
Drbnung — betbes- lag jetzt in ber Wahl pes Rates; unb stehe, er 
wählte bas letztere. Lauter Jubel erscholl in ber Halle unb auf bem 
Eser Beschluß verkünbigt würbe. Vor versammelter 
Bürgerschaft legte ber Rat einen Eib ab, baß er nicht aus ber Stabt 
welchen wolle^bevor er bie Sache zum guten Enbe gebracht. Dennoch hielten 
Würger Wehr unb Waffen bereit, um bas Errungene zu schützen; 
nachts hte t ein Teil ber Bürgerschaft bei großen Feuern Wache auf 
bem Markte. Huventhal würbe als evangelischer Prebiger angenommen 
unb die Klosterkirche ber Pauliner ben Evangelischen zum Gottesbienste 
überwiesen. Am 24. Oktober 1529 sammelten sich bafelbst bie Evan¬ 
gelischen zum ersten orbentlichen lutherischen Gottesdienste. Nun breitete 
N dre Lehre Luthers in ber Stabt ungehindert aus; evangelische 
Burger kamen in ben Rat, und schon im folgenben Jahre hatte bie 
<btabt ettten evangelischen Bürgermeister. 
35* Die Göttinger Kirchenordnung. 
1530. 
w }- Durch bie Einführung ber lutherischen Lehre entstaub zunächst 
manche Verwirrung tn bett kirchlichen Dingen unserer Stabt; ber Pöbel 
zur Bilderstürmern verleiten, raubte aus Kirchen und 
Klöstern die Bilder unb verbrannte biese auf bem Marktplatze, riß allen
	        
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