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stand jetzt als König von England viel höher, und es hatte Friedrich sehr
gekränkt, daß dieser bei einer Zusammenkunft auf einem Sessel Platz nahm,
während er sich mit einem gewöhnlichen Stuhle begnügen mußte. Der
andere war der Kurfürst von Sachsen, der nach seinem Übertritt zur katho¬
lischen Kirche König von Polen geworden war. Der Umstand, daß der
Kurfürst von Brandenburg über Preußen allein gebot, erleichterte die Er¬
reichung des Zieles. Es stand nichts im Wege, jenes Herzogtum zum
Königreich zu erklären, während dies für Brandenburg nicht gut tun¬
lich war.
b) Der Kronvertrag. Zu der beabsichtigten Rangerhöhung bedurfte
der Kurfürst der Zustimmung des Kaisers. In Wien war man wenig ge¬
neigt, auf das Verlangen Friedrichs einzugehen. Denn den Kaiser hatte
das Emporkommen Brandenburgs längst beunruhigt; sein Kanzler prophe¬
zeite: „Die preußischen Könige werden dem Kaiser nicht so lange folgsam
sein als die brandenbnrgischen Kurfürsten." Nach langen Verhandlungen
willigte Kaiser Leopold I. endlich ein, doch mußte sich Friedrich verpflichten,
ihn in dem bevorstehenden Kampfe gegen Ludwig XIV. zu unterstützen und
bei zukünftigen Kaiserwahlen mit seinem Hause für Habsburg einzutreten.
c) Die Krönungsfeier. Nach erlangter Zustimmung des Kaisers
tat Friedrich seine Absicht, die Königswürde anzunehmen, allen Mächten
Europas in einem Rundschreiben kund. Mitte Dezember des Jahres 1700
begab er sich mit seinem ganzen Hofstaate nach Königsberg, wo die Krönung
stattfinden sollte. Am Tage vor ihr stiftete Friedrich den Schwarzen Adler¬
orden, des Staates höchste Auszeichnung. Das Ordenszeichen, ein Stern
mit einem Adler, trägt des Stifters Wahlspruch als Inschrift: Suum
cuique, d. H. Jedem das Seine. Den Guten nämlich wie den Bösen
soll unter einer guten Regierung geschehen, wie sie es verdient haben.
Daher sehen wir auch in der einen Klaue des Adlers den Lorbeerkranz,
ein Zeichen des Lohnes, und in der andern die gezuckten Blitze, ein Zeichen
der Strafe.
Mit außerordentlicher Prachtentfaltung fand am 18. Januar 1701 die
Krönung statt. Friedrich trug dabei einen Purpurmantel, dessen mit
Diamanten besetzte Goldspange allein einen Wert von 100000 Taler hatte.
Im großen Empfangssaale des Schlosses setzte er sich in Gegenwart der
Großen des Staates die Krone selbst aufs Haupt, zum Zeichen, daß er sie
keiner irdischen Macht verdankte. Nachdem er auch die Königin mit den
Abzeichen der königlichen Würde geschmückt hatte, ließen sich die Majestäten
unter einem prächtigen Thronhimmel aus silbernen Thronsesseln nieder und
nahmen die Huldigung der Anwesenden entgegen. Dann ging es in feier¬
lichem Zuge zur Kirche. Der Weg dahin war mit rotem Tuche belegt.
Dort ließ der König nach der Festpredigt sich durch die beiden Oberhof¬
prediger feierlichst salben. Eine lange Reihe von Festlichkeiten verherrlichte
das große Ereignis. Sie kosteten, wie der Krönungsschmuck, viele Millionen
Taler. Zwei mildtätige Stiftungen, ein Waisenhaus zu Königsberg und