Contents: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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etwas Brei zu geben, wenn er Hunger hat. Die Nahrung der Würmer 
besteht aus Blumenstaub und Honig, welchen die Bienen in ihrem Magen 
zweckmäßig kochen und nach dem Alter der Jungen zu bereiten wissen. In 
den ersten Tagen seines Lebens erhält der Wurm einen dünnen und bei¬ 
nahe geschmacklosen Brei; nach und nach wird sein Essen kräftiger und 
nahrhafter; der Brei der ältesten Würmer ist beinahe so süß als der Honig 
selbst. Am fünften Tage nach der Geburt muß sich der Wurm ein Ge- 
häuschen spinnen, um seine Verwandlung darin vorgehen zu lassen. Die 
Bienen schließen seine Zelle, indem sie einen wächsernen Deckel daraus legen. 
Der Wurm spinnt sich in ein seidenes Schlafkleid und verwandelt sich zu¬ 
erst in ein Püppchen; sieben oder acht Tage darauf beißt er sein Kleid in 
Stücke und kommt mit Flügeln und ganz wie die andern Bienen aus¬ 
sehend aus der Zelle. Die Neulinge werden nun von einer großen An¬ 
zahl Bienen umringt; die eine bietet ihnen Essen an, die andere trocknet 
ihren Körper ab, viele streicheln sie und helfen ihnen beim Loslösen ihrer 
steifen Glieder. Indessen kriechen andere in die verlassene Zelle, reinigen 
sie und bereiten sie damit zur Aufnahme eines andern Eies. Die junge 
Biene fliegt den andern Tag um Honig aus und nimmt an der gemein¬ 
schaftlichen Arbeit ebenso Theil, als wäre sie schon seit langer Zeit ans 
der Welt. 
Im ersten Jahre legt die Königin nur solche Eier, aus welchen 
Arbeitsbienen entstehen; im zweiten Jahre aber, wenn der Korb für die 
große Anzahl Arbeitsbienen zu eng wird, legt sie auch einige Dlohnen - 
E i e r. So bald die Arbeiter dies merken, bauen sie rasch eine andere 
Art von Zellen, damit die Königin auch einige Eier hineinlege, aus wel¬ 
chen junge Königinnen kommen. Diese neuen Zellen sind von ganz 
anderer Form, als die übrigen; während die andern quer und regelmäßig 
gegen einander an der Scheibe stehen, hängen die königlichen Zellen ab- 
wärts und sind an den Waben selbst befestigt; ihre Außenseite ist rauh, 
dick und unregelmäßig. Die Königin legt in jede ein Et, aus welchem 
eine Königin hervorkommt; aber sie trifft die Vorsorge, zwischen dem Legen 
jedes königlichen Eies zwei Tage verlaufen zu lasten. Dies ist durchaus 
nothwendig, denn nie können zwei Königinnen in einem Korbe sein, ohne 
daß sie einander zu tödten suchen, und es darf daher keine zweite geboren 
werden, ehe die erste Zeit gehabt hat, den Korb zu verlassen. 
Die königlichen Würmer empfangen einen Brei, der ganz von 
der Nahrung der übrigen Würmer verschieden ist; er ist nemlich weit 
süßer und kräftiger. So lange die königlichen Jungen in ihren Gehäusen 
eingeschlossen sind, um ihre Verwandlung vor sich gehen zu lassen, bleibt
	        
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