174 Griechen. 
zu bewirken, suchte er griechische Bildung nach Persien zu verpflanzen, 
ließ Perserknaben auf griechische Weise erziehen und hob 30000 junge 
Krieger der überwundenen Völkerschaften aus; dagegen kleidete er sich 
in persische Tracht, ließ sich aus persische Weise bedienen und verlangte 
sogar, daß seine Unterthanen beim Gruße nach morgenländischer Sitte 
sich vor ihm niederwerfen sollten. Dadurch erbitterte er seine alten 
Krieger. Auch verleitete ihn sein Jähzorn oft zu Grausamkeiten. 
Einst ließ er den Sohn des alten Parmenio, Philötas, toten, weil man 
ihn einer Verschwörung gegen Alexander beschuldigte, und, damit der Vater seinen 
Sohn nicht rächen könne, wurde auch et — ein siebenzigjähriger Greis — durch 
einen gedungenen Meuchelmörder niedergestoßen. — Bei einem Schmause kam 
die Rede aus die Helden der Vorzeit. Schmeichler erhoben Alexanders Thaten 
weit über diejenigen des Achilles und anderer berühmter Helden. Klitus aber 
behauptete, Philipp übertreffe seinen Sohn; denn bei Alexanders Thaten hätten 
dessen Soldaten das meiste gethan. Da sprang Alexander, vom Weine erhitzt, 
vor Zorn glühend, von seinem Sitze aus; doch um so heftiger schrie Klitus. 
Freunde, die für sein Leben zitterten, brachten ihn hinaus; aber er trat durch 
eine andere Thür wieder in den Saal und behauptete noch heftiger die Wahrheit 
seiner Aussage. Da riß Alexander einem Trabanten die Lanze aus der Hand 
und stach den nieder, der ihm am Granikus das Leben gerettet hatte. Kaum 
aber war die blutige That geschehen, so waren Rausch und Zorn verschwunden. 
Erschrocken über seine eigene That, weinte Alexander laut und rief fortwährend 
den Namen des gemordeten Freundes. Dann verbarg er sich drei Tage in seinem 
Zelte und nahm weder Speise noch Trank. Schon wurden die Soldaten 
unruhig und sprachen ängstlich: „Wer will uns nach Hause führen, wenn 
Alexander nicht mehr ist!" Da drangen einige Freunde in fein Zelt und suchten 
ihn mit dem Gedanken zu trösten, der Tod des Klitus sei vou den Göttern 
bestimmt gewesen. Der König zeigte sich dem Heere wieder, und sein natürlicher 
Leichtsinn, sowie ein neuer Feldzug beschwichtigten bald sein Gewissen. 
327 e. Zug nach Indien. Im Frühling 327 brach Alexander von 
Babylon auf, um auch noch das sagen-'und goldreiche Indien seiner 
Herrschaft zu unterwerfen, über dessen Bewohner man sich bis dahin 
die abenteuerlichsten Vorstellungen machte. Mit einem Heere von 
90 000 Mann zu Fuß und 15 000 Reitern gelangte er über seine 
Alexanderstadt am Paropanisus in das Thal des Kabul, wo Magazine 
angelegt wurden. Hephästion eilte voraus, um eine Brücke über den 
Indus zu schlagen, auf welcher der König nach dreißigtägiger Rast den 
Strom überschritt. Auf dem linken Ufer stellte sich ihm ein befreundeter 
Fürst, Taxiles, welcher seine Freundschaft in den Worten aussprach: 
„Was bedarf es des Krieges zwischen uns, wenn du uns weder das 
Wasser noch die notwendige Nahrung zu entziehen kommst?" Er führte 
Alexander die ihm auferlegten Lieferungen zu, 10000 Schafe für das 
Heer und dreißig Elefanten, und geleitete ihn nach Taxila, wo das 
Heer einige Tage Rast hielt. Jenseit des ersten der Ströme, welche 
von links in den Indus fließen, lag das Reich des Königs Porus, 
der mit Taxiles in Fehde lebte und Alexander die Huldigung ver¬ 
weigerte. Er hatte ein Heer von 50 000 Mann und bewies in der Schlacht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.