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zu bewirken, suchte er griechische Bildung nach Persien zu verpflanzen,
ließ Perserknaben auf griechische Weise erziehen und hob 30000 junge
Krieger der überwundenen Völkerschaften aus; dagegen kleidete er sich
in persische Tracht, ließ sich aus persische Weise bedienen und verlangte
sogar, daß seine Unterthanen beim Gruße nach morgenländischer Sitte
sich vor ihm niederwerfen sollten. Dadurch erbitterte er seine alten
Krieger. Auch verleitete ihn sein Jähzorn oft zu Grausamkeiten.
Einst ließ er den Sohn des alten Parmenio, Philötas, toten, weil man
ihn einer Verschwörung gegen Alexander beschuldigte, und, damit der Vater seinen
Sohn nicht rächen könne, wurde auch et — ein siebenzigjähriger Greis — durch
einen gedungenen Meuchelmörder niedergestoßen. — Bei einem Schmause kam
die Rede aus die Helden der Vorzeit. Schmeichler erhoben Alexanders Thaten
weit über diejenigen des Achilles und anderer berühmter Helden. Klitus aber
behauptete, Philipp übertreffe seinen Sohn; denn bei Alexanders Thaten hätten
dessen Soldaten das meiste gethan. Da sprang Alexander, vom Weine erhitzt,
vor Zorn glühend, von seinem Sitze aus; doch um so heftiger schrie Klitus.
Freunde, die für sein Leben zitterten, brachten ihn hinaus; aber er trat durch
eine andere Thür wieder in den Saal und behauptete noch heftiger die Wahrheit
seiner Aussage. Da riß Alexander einem Trabanten die Lanze aus der Hand
und stach den nieder, der ihm am Granikus das Leben gerettet hatte. Kaum
aber war die blutige That geschehen, so waren Rausch und Zorn verschwunden.
Erschrocken über seine eigene That, weinte Alexander laut und rief fortwährend
den Namen des gemordeten Freundes. Dann verbarg er sich drei Tage in seinem
Zelte und nahm weder Speise noch Trank. Schon wurden die Soldaten
unruhig und sprachen ängstlich: „Wer will uns nach Hause führen, wenn
Alexander nicht mehr ist!" Da drangen einige Freunde in fein Zelt und suchten
ihn mit dem Gedanken zu trösten, der Tod des Klitus sei vou den Göttern
bestimmt gewesen. Der König zeigte sich dem Heere wieder, und sein natürlicher
Leichtsinn, sowie ein neuer Feldzug beschwichtigten bald sein Gewissen.
327 e. Zug nach Indien. Im Frühling 327 brach Alexander von
Babylon auf, um auch noch das sagen-'und goldreiche Indien seiner
Herrschaft zu unterwerfen, über dessen Bewohner man sich bis dahin
die abenteuerlichsten Vorstellungen machte. Mit einem Heere von
90 000 Mann zu Fuß und 15 000 Reitern gelangte er über seine
Alexanderstadt am Paropanisus in das Thal des Kabul, wo Magazine
angelegt wurden. Hephästion eilte voraus, um eine Brücke über den
Indus zu schlagen, auf welcher der König nach dreißigtägiger Rast den
Strom überschritt. Auf dem linken Ufer stellte sich ihm ein befreundeter
Fürst, Taxiles, welcher seine Freundschaft in den Worten aussprach:
„Was bedarf es des Krieges zwischen uns, wenn du uns weder das
Wasser noch die notwendige Nahrung zu entziehen kommst?" Er führte
Alexander die ihm auferlegten Lieferungen zu, 10000 Schafe für das
Heer und dreißig Elefanten, und geleitete ihn nach Taxila, wo das
Heer einige Tage Rast hielt. Jenseit des ersten der Ströme, welche
von links in den Indus fließen, lag das Reich des Königs Porus,
der mit Taxiles in Fehde lebte und Alexander die Huldigung ver¬
weigerte. Er hatte ein Heer von 50 000 Mann und bewies in der Schlacht