gleichem Grunde das Haupt mit der Toga. Das Gebet wurde stehend 
verrichtet, indem man, gen Osten gewendet, die Hände zum Himmel 
hob oder den Altar umfaßte. 
12. Roms ältere Geschichte. 
1) Die Zeit der Könige. 
a. Romulus; 753—716. Wie die Sage erzählt, eröffnete Romulus, 
um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren, auf dem kapitolinischen 
Hügel ein Asyl, d. i. Freistätte für Unglückliche und verbannte Ver¬ 
brecher. Dadurch erhielt Rom einen bedeutenden Zuwachs an Männern; 
nun fehlte es aber an Frauen. Romulus schickte daher an die um¬ 
liegenden Völker und ließ sie bitten, mit seinem Volke doch eheliche 
Verbindungen einzugehen. Aber überall wies man die Boten ab; ja 
man fragte sie höhnisch, ob man in Rom nicht auch ein Asyl für 
heimtlose Frauen errichten wolle. Hierdurch beleidigt, nahm Romulus 
zur List und Gewalt seine Zuflucht. Er ließ bei den umwohnenden 
Völkern ankündigen, es solle in Rom bei einem Feste zu Ehren des 
Meergottes Neptun eine ganz neue Art von Kampfspielen aufgeführt 
werden. Dies, sowie die Neugierde, die wunderbare Hügelstadt einmal 
zu sehen, lockte viele Bewohner der umliegenden Städte herbei. Be¬ 
sonders zahlreich fanden sich die Sabiner mit ihren Frauen und 
Töchtern ein. Neugierig besahen sie die Stadt und die festlich geschmückten 
Hütten. Dann begann das Spiel ; als aber aller Augen aus das Schau¬ 
spiel gerichtet waren, stürzten auf ein gegebenes Zeichen die römischen 
Jünglinge unter die Zuschauerhaufen, jeder ergriff eine Jungfrau und 
trug sie in seine Wohnung. Die bestürzten Eltern flohen wehklagend 
und händeringend auseinander. Die Geraubten ließen sich von ihren 
Männern bald besänftigen; aber ihre Eltern sannen auf blutige Rache. 
Da die verschiedenen Völker aber nicht alle zugleich kamen, wurden sie 
eins nach dem andern leicht zurückgeschlagen.' Der gefährlichste Feind 
waren die Sabiner. Die beiden Völker standen schon einander gegenüber; 
die Pfeile flogen schon hinüber und herüber: da stürzten sich plötzlich die 
geraubten Sabinerinnen mit fliegenden Haaren und zerrissenen Kleidern 
mitten zwischen die feindlichen Reihen und flehten hier zu ihren Männern, 
sie nicht zu Waisen, dort zu ihren Vätern, sie nicht zu Witwen zu 
machen. Es kam zwischen beiden Völkern zum Frieden. Beide wurden 
zu einem Volke vereinigt; die Sabiner ließen sich auf dem Quirinalis 
nieder, der noch mit in das Stadtgebiet gezogen wurde; der Sabiner¬ 
könig Titus Tatius sollte mit Romulus gemeinsam regieren. Dieser 
wurde aber nach sechs Jahren bei einem Au'flauf vom Volke erschlagen, 
und nun regierte Romulus wieder allein. Auch dieser soll zuletzt von 
den Senatoren, die'ihn wegen seiner Herrschsucht haßten, ermordet sein. 
Als er nämlich im Jahre 716 auf dem Marsfelde eine Heeresmusterung
	        
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