160 Mittlere Zeit. 
blieb unbeweglich wie ein Stein. Darauf wurde dem Volke noch einmal vorge¬ 
halten, daß sich die Stadt ohne jede Bedingung unterworfen habe, und alle 
mußten dies beschwören. Dann versprach der Kaiser, bei gelegener Zeit ihnen seine 
Gnade zu zeigen, und gebot ihnen am nächsten Tage wieder zu erscheinen. Sie 
aber warfen in der Hoffnung auf Fürsprache die Kreuze, die sie in den Händen 
trugen, in die Wohnung der Kaiserin, da sie nicht vor ihr Angesicht kommen 
konnten. Als nun alle am folgenden Tage dem Kaiser nochmals vorgeführt 
wurden, verkündigte dieser ihnen das Gericht. Er schenkte den Einwohnern das 
Leben und hob den über sie ausgesprochenen Bann auf; alle Konsuln der letzten 
drei Jahre, 400 Ritter, Rechtskundige und Richter behielt er als Geiseln, das 
Volk wurde in die Stadt zurückgeschickt. Alle in der Stadt, die über zwölf 
Jahre alt waren, mußten ihm die Huldigung leisten. Die Mauern an den Stadt¬ 
thoren mußten sofort so weit abgetragen und die Gräben zugedämmt werden, 
daß von allen Seiten Heeresabteilungen einziehen könnten. Von den vielen Festen, 
welche die Mailänder besessen, waren nur noch vier in ihrer Gewalt; auch diese 
mußten sie jetzt ausliefern. Als so jeder Widerstand der Mailänder unmöglich 
gemacht war, erließ der Kaiser, besonders wohl durch den Einfluß seiner lombardischen 
Bundesgenossen, ben Befehl an die Mailänder, daß sie innerhalb acht Tage ihre 
Stadt zu verlassen hätten. Die jamtnernben Einwohner fanden teilweise an 
andern Orten Aufnahme, die meisten lagerten auf freiem Felde. Über die einge¬ 
rissenen Mauern zog der Kaiser siegprangend in die Stadt. Dieselbe war nur 
eine Masse offener, menschenleerer Häuser und glich einem Totenhause. Auf 
Bitten der den Mailändern feindlichen Lombarden gab dann der Kaiser die Stadt 
der Zerstörung preis; er lagerte sich mit seinen Rittern im freien Felde und sah 
ruhig zu, wie die schöne Stadt von den Lombarden niedergerissen und verbrannt 
wurde. Die Glockentürme wurden gestürzt, die meisten Kirchen blieben aber unver¬ 
sehrt. Der Erzbischof von Köln erhielt vom Kaiser die Gebeine der heiligen drei 
Könige und brachte sie nach Köln; die Leuchter aus dem Tempel in Jerusalem 
nahm der König von Böhmen mit sich. So erfuhr Mailand dasselbe Schicksal, 
welches es andern bereitet hatte. 
Erschreckt beugten sich jetzt die anderen Städte unter die kaiserlichen Podestas, 
und Friedrich kehrte nach Deutschland zurück. 
Dritter und vierter Zug; 1163 und 1166. Schon im 
folaenden Jahre erschien Friedrich auf einem dritten Zuge in Italien, 
aber ohne großes Heer. Alle lombardischen Städte klagten über den 
Druck der kaiserlichen Beamten; Verona hatte schon mehrere Städte zu 
einem Bunde vereint, und dieser erhob jetzt, vsn Venedig unterstützt, die 
Waffen. Friedrich fühlte sich ohne Heer dem Aufstande nicht gewachsen, 
eilte nach Deutschland und kehrte (1166) mit einem Heere zuruck. 
Er zog zunächst nach Rom, das Alexander mit Hülfe der Normannen 
eingenommen hatte, und vertrieb diesen. Inzwischen hatten Cremona, 
Mantua, Brescia den lombardischen Städtebund gegründet und 
Mailand wieder ausgebaut und befestigt. Der Kaiser vermochte gegen 
sie jetzt nichts zu unternehmen, da eine pestartige Krankheit die Blute 
seines Heeres dahinraffte; nur mit größter Lebensgefahr entging er auf 
dem Rückwege den Nachstellungen der Lombarden. Von Pavia aus 
ächtete er die Städte des lombardischen Bundes; dieser aber erbaute chm 
zum Hohne am Tanaro eine neue, starke Festung, die hauptsächlich die
	        
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