Die ersten Friedensjahre. 115 
ritt er dem Sieger von Kesselsdorf entgegen, stieg vom Pferde, umarmte ihn 
entblößten Hauptes und ließ sich von ihm auf dem Schlachtfelde umherführen. 
Das war dem alten Helden der schönste Tag seines Lebens. Er war seit 1695, 
also 50 Jahre, der brandenburgisch-preußischen Fahne gefolgt und hatte die 
Preußen stets zum Siege geführt. Ihm verdankte das Heer zum größten Teil 
seine straffe Zucht und feine mechanische Fertigkeit; mit dem schönen Siege bei 
Keffelsdorf durfte er nun seine Kriegerlaufbahn schließen. Mit ihm dienten vier 
seiner Söhne unter Friedrich II. Der älteste derselben, Leopold Maximilian, 
wurde auf dem Schlachtfelds von Czaslau zum Feldmarschall ernannt; so standen 
also Vater und Sohn zu gleicher Zeit als Feldmarfchälle in derselben Armee, 
das einzige Beispiel in der Kriegsgeschichte. Der alte Fürst starb 1747. 
Drei Tage nach der Schlacht bei Kesselsdorf zog Friedrich in Dresden 
ein; damit war ganz Sachsen in seinen Händen und der Wider¬ 
stand seiner Feinde gebrochen. Der Frieden zu Dresden (25. Dez.) 1745 
bestätigte den Breslauer Frieden; außerdem erkannte Friedrich den Gemahl 
Maria Theresias als deutschen Kaiser an, und Sachsen zahlte an Preußen 
eine Million Thaler Kriegsentschädigung. — Bei seinem Einzuge in Berlin 
wurde der König von dem Volke mit großer Begeisterung empfangen; 
jetzt hörte man zum erstenmal den Ruf: „Es lebe Friedrich der 
Große!" Die Stadt war hell erleuchtet; jubelnd durchzog das Volk 
die Straßen. Friedrich aber eilte gleich nach seiner Ankunft an das 
Krankenlager seines geliebten Lehrers Duhan, der schon am folgenden 
Morgen starb. 
3) Die ersten Friedensjahre; 1245—1Y56. 
a. Hebung des Landes. Nun folgten für Friedrich elf Jahre segens¬ 
reicher Friedensarbeit. Er selbst sagte von sich: „Ich bin von der Leideu- 
schast des Ehrgeizes geheilt und gedenke die Tage, die der Himmel mir 
schenkt, in Ruhe zu verleben und so viel Gutes zu thun, als in 
meinen Kräften steht. Uns frommt es nicht, den Krieg wieder zu ent¬ 
zünden ; ein Handstreich, wie die Eroberung Schlesiens, gleicht den Büchern, 
deren Originale gelingen und deren Nachahmungen mißraten." Seine 
nächste Sorge wandte der König Schlesien zu. Den Evangelischen 
gab er sreie Religionsübung, ließ aber auch die katholische Kirche un¬ 
behelligt; doch verlangte er von beiden strenge Unterordnung unter den 
Staat. Die Verwaltung der neuen Provinz wurde nach dem Vorbilde 
der übrigen eingerichtet; der Adel verlor den größten Teil der bisher 
genossenen Vorrechte. Adelige und Geistliche mußten auf ihre Steuer¬ 
freiheit verzichten; dadurch konnten die Abgaben der kleinen Grundbesitzer 
verringert und trotzdem die Staatseinnahmen vermehrt werden. Der 
Ackerbau hob sich; Webereien und Spinnereien entstanden. 
Obwohl der König den Glanz liebte, wirtschaftete er dennoch fast 
sparsamer als sein Vater, und so sehr er auf gefüllte Kassen hielt, hatte 
er doch stets Geld für großartige Bauten, durch die er Berlin und Pots¬ 
dam verschönerte und der arbeitenden Bevölkerung lohnenden Verdienst 
zuwandte. In Berlin erhoben sich um diese Zeit der Dom, die katholische 
Kirche, das Opernhaus, das Invalidenhaus, später die Bibliothek. Die
	        
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