Die ersten Friedensjahre. 117 
b. Lebensweise des Königs. Zu seinem Lieblingsaufenthalte wählte 
Friedrich Potsdam mit seinen schönen Havelseen und begrünten Bergen. 
Einen Weinberg bei Potsdam bestimmte er zum Bauplatze eines Lust¬ 
schlosses und gab den Befehl zum Bau an demselben Tage, an welchem 
sein Heer zum zweiten schlesischen Kriege über die böhmische Grenze 
rückte. Den Plan zu dem Gebäude machte er selbst. Schon 1747 war 
dasselbe fertig und hieß anfangs „Lustschloß im königlichen Weinberge." 
Der Abhang des Berges wurde zu sechs Terrassen umgestaltet, auf denen 
der König kleine Treibhäuser und Blumenbeete anlegen ließ. Neben dem 
Gebäude hatte er eine Gruft bauen lassen und sagte einst, auf dieselbe 
hinweisend: „Wenn ich erst dort bin, werde ich ohne Sorge sein." Bald 
darauf nannte er das Schloß Sanssouci, d. h. ohne Sorgen; es 
wurde der Ort seiner anstrengenden königlichen Arbeit. In unmittel¬ 
barer Nähe des Schlosses steht die berühmte Windmühle. Als diese 
unter der Regierung Friedrich Wilhelms III. vom Blitze getroffen wurde, 
ließ dieser König sie wieder aufbauen, weil sie der Geschichte angehöre. 
Sie wird nicht mehr benutzt, aber als geschichtliches Denkmal erhalten. — 
Friedrich der Große pflegte zu sagen: „Ich bin der erste Diener 
meines Staates. Ich arbeite,' um zu leben; denn nichts hat mehr 
Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müssiggang." Der König that fast alles 
selbst; er bedurfte mehr der Sekretäre, die'seine Befehle niederschrieben, als 
der Minister. Täglich gingen aus allen Teilen seines Reiches viele Ein¬ 
gaben mit der Aufschrift „dem Könige" an ihn ein, die er selbst las und 
oft durch kurze, aber scharfe Randglossen beantwortete. Eine solche Arbeit 
war nur bei der sorgsamsten Ausnutzung der Zeit möglich, und so wechselte 
denn sein Tagesleben zwischen Arbeit und Erholung streng ab. 
Um 4 Uhr ließ sich der König wecken, zog sogleich seine langen Reiterstiefel 
an und trat an den Schreibtisch, um die in der Nacht eingegangenen Briefe zu 
lesen. Die wichtigeren las er selbst, aus den übrigen ließ er sich Auszüge machen. 
Darauf erstatteten die Adjutanten Bericht und erhielten neue Befehle. Schon 
stand das Frühstück fertig. Nach demselben nahm der König die Flöte und ging 
1 bis 2 Stunden blasend im Zimmer auf und ab, wobei ihm „oft die besten 
Gedanken kamen." Dann standen draußen die Kabinetsräte mit ihren Auszügen 
fertig und traten ein, sobald der König die Flöte weglegte. Er bestimmte die 
Antworten auf die einzelnen Eingaben, schrieb auch selbst wohl den Bescheid aus 
den Rand. Die berühmteste seiner Randbemerkungen ist S. 103 schon mitgeteilt. 
Zu einer Beschwerde der Stadt Frankfurt a. d. O. über Einquartierung bemerkte 
er: „Das Kan ja nicht anders Seindt; ich kan das Regiment nicht in der 
Taschen Stechen." Ein Oberst bat, in Schlesien angestellt zu werden, weil er 
sich dort anzukaufen gedächte; Friedrich aber erwiderte ihm: „Des wegen Mus 
er nicht in Schlesien Placiret werden, Sonst Ligt er auf die gühter und negliret 
Seine fonction." Als der Landrat von Küstrin ein Gesuch um Vergütung 
wegen eines bei der Beschießung der Stadt erlittenen Brandschadens einreichte, 
tröstete ihn der König mit den Worten: „am jüngsten Tag Krigt ein jeder alles 
Wieder, was er in diesen Leben verlohren hat" Ein Berliner reichte beim 
Könige ein Gesuch um Unterstützung zur Anlage einer Arrak- und Rumfabrik 
ein, erhielt aber von ihm die Antwort: „ich wills den Teufel thun; ich wünsche, 
daß daß giftig, garstig Zeug gar nicht da Wäre und getrunken würde." Friedrich
	        
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