204 Kampf gegen die französische Republik. 
verführten ihn, die Widerstandskraft der französischen Demokraten zu 
unterschätzen. „Meine Herren," sagte er zu seinen Offizieren, „nicht zu 
viel Gepäck! Es handelt sich nur um einen militärischen Spaziergang 
nach Paris!" Vielleicht wäre dies Wort in Erfüllung gegangen, wenn 
die deutschen Großmächte rasch in Frankreich eingefallen wären, denn 
das französische Heer war zerrüttet; aber man ließ die kostbare Zeit 
ungenutzt verstreichen und gewährte so den Franzosen die Möglichkeit, 
sich zu rüsten. Die Verbündeten erließen in Gestalt einer Bekannt¬ 
machung des Oberfeldherrn ein „Manifest an die französische Nation," 
in welchem diese aufgefordert wurde, zum Gehorsam gegen den König 
zurückzukehren, widrigenfalls Paris, sowie alle Städte und'Dörser, welche 
sich widersetzen würden, in einen Trümmerhaufen verwandelt werden 
sollten. Dies Manifest verfehlte seine Wirkung gänzlich, da es die 
Franzosen keineswegs einschüchterte, sondern zur Wut entflammte und 
die Lage König Ludwigs, zu dessen Gunsten es erlassen war, nur noch 
verschlimmerte. 
1792 Das östreichische Heer rückte durch die Niederlande in Frankreich 
ein; das preußische, bei dem sich auch der König befand, rückte auf die 
Champagne zu; Valenciennes, Longwy und Verdun wurden erobert, die 
Pässe der Ardennen durchbrochen. Aber je weiter man kam, desto mehr 
Hindernisse stellten sich dem Heere entgegen: die Wege der Champagne 
wurden durch den herbstlichen Regen grundlos, das Heer litt infolge der 
Nässe, Kälte und des Hungers an der Ruhr, und die von den'Emi¬ 
granten in Aussicht gestellte Hilfe der Eingebornen blieb aus. Der 
französische General Dumouriez hatte sich inzwischen verstärkt und auf 
den Hügeln von Valmy verschanzt. Karl von Braunschweig beschoß 
ihn, wagte aber weiter keinen Angriff; diese Zaghaftigkeit der so ge¬ 
fürchteten Truppen Friedrichs des Großen hob den Mut der jungen 
französischen Soldaten fast eben so sehr wie ein erfochtener Sieg. 
Andererseits verwandelte sich der Kriegseifer der preußischen Truppen in 
völlige Unlust, um so mehr, da ihre Lage infolge der Ruhr und des 
Hungers täglich bedenklicher wurde; deshalb entschloß sich der König 
zum Rückzüge (29. Sept.). der von den Franzosen nicht erschwert ,wurde, 
weil sie hofften, Preußen werde jetzt von dem Bündnisse mit Östreich 
abfallen. Als das preußische Heer Luxemburg erreicht hatte, betrug sein 
Gesamtverlust 12 000 Mann. Dem östreichischen Heere war es nicht 
viel besser ergangen; es hatte die Belagerung von Lille aufgeben und 
sich wieder zurückziehen müssen und sogar Belgien den Franzosen preis¬ 
gegeben. Der französische General Custine drang aus dem Elsaß über 
Speier und Worms gegen Mainz vor, wo sich eine Revolutionspartei 
gebildet hatte, welche die Revolution auch nach Deutschland verpflanzen 
wollte und deshalb die Franzosen herbeirief. Diese kamen und wurden 
wie Brüder aufgenommen; trotzdem aber raubten und brandschatzten sie 
wochenlang sowohl in Mainz, als auch in Frankfurt, bis letztere Stadt 
von Preußen und Hessen zurückerobert wurde; Mainz dagegen erklärte 
sich für eine Republik. 
Zu Anfang des neuen Jahres fiel das Haupt des unglücklichen 
Königs Ludwig XVI.; offen ward der Königsmord gepredigt; eine
	        
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