26 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 
Brandenburg am Seehandel teilnehmen zulassen. 
Aus diesem Grunde war es ihm auch doppelt schmerzlich, daß er 1648 
Sorporuttjern nicht erhielt und 1679 wieder herausgeben mußte. Schon 
1647 hatte er eine überseeische Handelsgesellschaft gegründet, die aber 
infolge der Teilnahmlosigkeit der Königsberger Kaufleute nicht gedeihen 
wollte. Die darauf folgenden Kriegsjahre machten ihm ähnliche Unter¬ 
nehmungen unmöglich. Als er aber 1675 den Krieg mit Schweden 
begann, schloß er einen Vertrag mit dem holländischen Rheder Benjamin 
p a u e - der tu der Ostsee mit einigen Fregatten auf schwedische Schiffe 
kreuzte (S. 21) und die Unternehmungen des Kurfürsten wesentlich unter¬ 
stützte. 1678 machten zwei Fregatten des Kurfürsten bei Westindien 
(to'h auf schiffe, und zwei Jahre später begann Friedrich 
W, Helm sogar einen Seekrieg »egen die Spanier, die ihm noch sechs 
Millionen Mark Hilssgelder schuldeten und nicht zahlen wollten. Sechs 
Fregatten mit 20—40 Kanonen, 600 Matrosen und 500 Soldaten ver- 
ueßen. den Hasen von Pillau und brachten drei spanische Schiffe auf, 
die für Rechnung des Kurfürsten verkauft wurden. 
Die Schiffe sollten aber auch zu Handelszwecken, zunächst zur 
Gründung von Kolonieen dienen. Aus Raules Rat wurden mit einigen 
Negerhauptlmgen an der Küste von Guinea Verhandlungen angeknüpft 
und als sie versprochen hatten, nur mit brandenburgischen Schiffen 
Pandel zu treiben, die Erbauung eines Forts auf ihrem Gebiete gestattet, 
und den Kurfürsten als ihren Herrn anerkannt hatten, errichtete dieser 
eine „afrikanische Handelsgesellschaft" und sandte einen Major mit zwei 
Kriegsschiffen und einer Kompanie Soldaten nach Guinea, welche an 
r^ ^oldküste das Fort Großfriedrichsburg und noch zwei andere 
feste Platze anlegten. In Berlin erschien sogar eine Gesandtschaft von 
Negerhauptlingen. um ihrem neuen Herrn zu huldigen. Da bot sich 
dem großen Kurfürsten zur Hebung seiner Seemacht dadurch eine günstige 
Gelegenheit, daß er festen Fuß in Ostfries land faßte. Die'Fürstin 
dieses Landes lag im Streit mit ihren Ständen und wandte sich des¬ 
halb um Hilfe an Holland, während die Stände den Kaiser anriefen. 
Dieser beauftragte den Bischof von Münster, den Pfalzgrafen von Neu¬ 
burg und den großen Kurfürsten als die hervorragendsten Fürsten des 
westfalischen Kreises, die ostfriesischen Stände in ihren Rechten zu schützen. 
Friedrich Wilhelm bot seine Vermittelung an: die Fürstin wies dieselbe 
zurück, die Stände nahmen sie gern an,'und mit ihrem Einverständnis 
besetzten brandenburgische Truppen Greetsiel an der Emsmündung und 
lbö2 Emden. Der Kaiser zürnte zwar und forderte den Abzug der Truppen; 
aber Friedrich Wilhelm blieb, und der Kaiser vermochte bei der drohenden 
Türkengefahr seinem Gebote keinen Nachdruck zu verleihen. Emden mit 
seinem damals noch guten und günstig gelegenen Hafen ward die Haupt¬ 
station für die brandenburgische Flotte — es lagen dort zehn Schiffe 
mit je 20—40 Kanonen —- und der Sitz der afrikanischen Kompanie. 
Auch die ostfriesischen Schiffe fuhren fortan unter brandenburgifcher 
Flagge. Aber leider sollten die eifrigen Bemühungen des weitblickenden 
Kurfürsten nicht von Erfolg gekrönt werden. Die eifersüchtigen Engländer 
und Holländer legten dem jungen Nebenbuhler alle möglichen Schwierig-
	        
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