Are Kirche ant Knde des Wittetatters und Johann Kus. 
A. Darbietung. 
Wie die Kirche am Cnde des Mittelalters ihre hohe Auf¬ 
gabe mißachtete und die Männer, welche zur Umkehr 
mahnten, umbringen ließ. 
I. Die Mißbrauche irr der mittelalterlichen Kirche. 
1. Der Heiligendienft. 
a. Seine Entstehung. Es war recht und billig, daß die Christen 
die Apostel und die Evangelisten und die Märtyrer achteten und ehrten, 
denn sie hatten sich ja durch ihren standhaften Glaubensmut und ihre 
aufopfernde Hingabe an das Bekehrungswerk ausgezeichnet und damit 
leuchtende Vorbilder christlichen Lebens und Strebens der Mit- und Nach¬ 
welt zur Nacheiferung gegeben. Da man annahm, daß sie den heiligen 
Geist in besonders hohem Maße besessen hätten, nannte man sie heilig, 
z. B. Sankt Matthäus, Sankt Markus u. s. w. Den Märtyrertod be¬ 
trachtete man vom 3. Jahrhunderte an als das sicherste Mittel, sich von 
allen Sünden zu reinigen. Man glaubte, daß die Blutzeugen im Gottes¬ 
reiche mit besondern Vorrechten ausgestattet wären. Man hielt die ver¬ 
klärten Heiligen für Diener, Freunde und Vertraute Gottes, für mächtige 
Beschützer des menschlichen Geschlechts und für allgegenwärtige Helfer 
aus geistlicher und leiblicher Not. Die bedrängten Christen riefen daher 
nicht nur Gott um Hilfe an, sondern sie suchten vor allem und zumeist 
^iuen Heiligen als einflußreichen Fürsprecher bei Gott zu gewinnen. 
So wurden die Heiligen nicht bloß geehrt, sondern sogar verehrt wie 
Götter, und diese Heiligenverehrung nennt man Heiligendienst. 
b. Seine Ausbreitung. Der Heiligendienst fand besonders beim 
Volke großen Anklang, denn die Heiligen ersetzten ihm die Stelle der 
früher verehrten Götter und Göttinnen, deren Gedächtnis nur ganz all¬ 
mählich verblaßte. Auch bei den Deutschen erfreute sich die Verehrung 
der Heiligen der lebhaften Anteilnahme, fodaß von ihnen die weitere Aus¬ 
gestaltung des Heiligendienstes durch die Kirche willig aufgenommen wurde. 
Th. Franke, Prakt. Lehrbuch der Deutschen Geschichte. 2. Teil. 1
	        
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