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bb. Sein Lebenswandel war ein Vorbild für jeden Christen. Er
zeichnete sich aus durch Sittenstrenge, durch Einfachheit, Selbst¬
losigkeit, Überzeugungstreue und durch standhaften Glaubensmut
und Hingebung an seinen Beruf,
b. Mißbilligen müssen wir seine Gehässigkeit gegen die Deutschen;
er beschwor den Universitätsstreit herauf und hetzte seine Landsleute zum
Deutschenhasse auf, indem er zu ihnen sagte: „Das Brot, welches den
Söhnen des Hauses (d. h. den Tschechen) gehöre, würde den Hunden
(d. H. den Deutschen) gegeben; die Söhne des Hauses sollten sich an die
Tafel setzen, die Fremden demütig die Brosamen erwarten."
3. Was urteilen wir über die Husfiteu?
Wir achten zwar ihren Mut und ihre Tapferkeit, womit sie ihr
Vaterland und ihre Glaubensfreiheit igegen den wortbrüchigen Kaiser
verteidigten, aber wir verabscheuen umsomehr ihre Grausamkeit, Mordlust,
Raubgier und Zerstörungswut, wodurch sie namenloses Unheil und Elend
über die Nachbarländer brachten. In dieser Hinsicht müssen wir sie auf
gleiche Stufe stellen mit den wilden Hunnen und Awaren und deu raub¬
gierigen Ungarn. Diese geraubten Schätze und Güter brachten dem
tschechischen Volke keinen Segen, denn es verarmte und geriet in Leib¬
eigenschaft, fodaß sich wieder die Sprichwörter bewahrheiteten: „Wie ge¬
wonnen, so zerronnen" und „Unrecht Gut gedeiht nicht." Die Hussitenkriege
waren durch die Wortbrüchigkeit und Unduldsamkeit des Kaisers herauf¬
beschworen worden. So mußte Sigismund erfahren, wie verderblich es
ist, die Leidenschaften und den Glaubenshaß eines Volkes zu entflammen.
„Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn!"
Die Reformation.
I. Luthers Leben vis ;u seinem ersten Auftreten.
A. Darbietung.
Wie ein Mönch in Wittenberg gegen den Ablaßhandel
eiferte.
1. Luthers Erziehung im Elternhause.
Luthers Vorfahren lebten als Bauern in Möhra bei Eisenach im
Thüringer Walde. Sein Vater wandte sich jedoch dem Bergmannsberufe