Protest nach Italien, wo er sich damals aufhielt. Er nahm ihn sehr 
ungnädig auf und schrieb sofort einen neuen Reichstag in Augsburg aus. 
Daselbst sollte noch einmal über den Kirchenstreit verhandelt und der¬ 
selbe entgiltig entschieden werden. Es war klar, daß der Kaiser nicht 
eher Frieden schließen würde, als bis sich ihm die Evangelischen völlig 
unterwerfen würden und alle Neuerungen wieder abschafften. So drohte 
der Reformation die höchste Gefahr. Trotzdem beschlossen die Evan¬ 
gelischen, den Reichstag zu besuchen und ihren Glauben standhaft zu 
bekennen; nur Luther durfte, weil er noch in der Reichsacht war, nicht 
an ihm teilnehmen. Er blieb auf der Feste Koburg, um die Seinen 
leichter mit Rat und Trost unterstützen zu können. 
b. Die Abfassung und Unterzeichnung des evangelischen 
Glaubensbekenntnisses zu Augsburg. Auf Veranlassung des Kur¬ 
fürsten Johann des Beständigen arbeitete Melanchthon mit andern Witten¬ 
berger Gottesgelehrten das evangelische Glaubensbekenntnis aus, damit 
es der Reichsversammlung zu Augsburg vorgelegt werden könne. Sie 
fand in allen Stücken die Zustimmung Luthers: „Sie gefällt mir fast 
wohl und weiß ich nichts daran zu bessern noch zu ändern, würde sich 
auch nicht schicken, denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus, 
unser Herr, helse, daß sie viel und große Frucht schaffe". Sie zerfiel 
in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt legte in 21 Artikeln die Haupt¬ 
sätze des evangelischen Glaubens dar, den Glauben an den dreieinigen 
Gott, an die Erlösung und Vergebung der Sünden durch Gottes Gnade, 
nicht durch Menschenwerke, welche die Frucht des wahren Glaubens 
bilden, sowie die heiligen Sakramente. Der andere führte in 7 Artikeln 
die Mißbräuche aus, welche die Evangelischen abgeändert hatten; sie 
handeln vom Abendmahl in beiderlei Gestalt, vom Ehestand der Priester, 
von der Messe, von der Beichte, vom Unterschied der Speise, von Kloster¬ 
gelübden und von der Bischöfe Gewalt. In feierlicher Weife fand in 
Augsburg die Unterzeichnung Dieses Bekenntnisses statt. Zuerst unter¬ 
schrieb Johann der Beständige, indem er sprach: „Der allmächtige Gott 
verleihe seine Gnade für und für, daß die Sachen ergehen zu seinem 
Lob und Preis." Sodann unterzeichnete der Markgraf von Branden¬ 
burg und sprach: „Möchte der barmherzige Gott meinen Namen auch in 
das Buch der Lebendigen schreiben." Nachdem der Herzog zu Lüneburg 
und der Landgraf von Hessen ihre Namen unter das Bekenntnis der 
evangelischen Kirche gesetzt hatten, ergriff der Fürst von Anhalt die 
Gänsefeder, indem er dabei sprach: „Ich habe manchen schönen Ritt 
andern zu Gefallen gethan; warum sollt' ich denn nicht, wenn es von¬ 
nöten, auch meinem Herren und Erlöser zu Ehren mein Pferd satteln 
und mit Daranfetzung meines Leibes und Lebens zu dem ewigen 
Ehrenkränzlein in das himmlische Leben eilen." Hierauf unterzeichneten 
noch die Abgesandten von Nürnberg und Reutlingen. Sodann schloß 
der Kurfürst von Sachsen die bedeutungsschwere Handlung mit in-
	        
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