Full text: Urzeit und Mittelalter (Teil 1)

— 75 — 
an fidj ju fetten. $ieS 'that ber granfenfönig ebenfalls. (Sr gab ober 
lielj ben tapferen unb freuen auS feinem befolge, gteichbiet 06 fie frei 
ober unfrei waren, ®üter jur 33eroirtfd)aftung. (Solche ®üter fjie&en 
Sehen, ber ®önig SehenSherr unb ber Söelefjnte SefjenSmann ober SSafall. 
®aS Sehen gehörte bem SanbeSljerrn, ber SefjenSmann ^atte bon ihm 
bie Sftu^niefjung ober ben üftieftbraucfj babon, unb ^tnar gewöhnlich auf 
SebenS^eit, wenn er fidj nidjt beS SefjenS tmrdj £reu!ofigfeit unwürbig 
machte. Abgaben |atte ber SehenSmann nic^t ju entrichten, wofjt aber 
War er berpflidjtet, feinem §errn in ieben (Streit §u folgen unb bon 
3eit su 3eit am £ofe ju erfdjeinen, um bafetbft gewiffe ©ienfte ju ber= 
tickten. ®ie 93elef)nung ober ^ulbigung gefc^a^ in feierlicher SBeife. 
35er SefjenSmann legte Schwert unb |jelm ab, fniete nieber, legte feine 
£änbe in bie beS SehenSherrn ober auf baS ©bangelienbuch unb fdjwur 
ben Sreueib: <So treu unb ergeben Witt irfj fein, wie eS ein 9ftann gegen 
feinen $errn fdjutbig ift; ben greunben meines |jerrn greunb, feinen 
geinben geinb unb feinem ^errn unb ben Seinen ein treuer Reifer will 
ich §i2rauf überreizte ber |jerr bem Gelehnten eine §anb botf 
@rbe ober ein föafenftücf, ober wenn eS ein Amt toar, bie Abzeichen 
beSfelben, namtid) bei ®eifttid)en einen 9^ing unb (Stab, bei weltlichen 
SBafatten gafjne, Schwert unb San^e. ®er SefjenSfjerr mufcte feine 
Se^enSleute fd^ü^en unb im Kriege auSruften, tüä^renb ber greie, ber 
gum |jeerbann gehörte, fidj felbft ft^ü^en unb auSrüften mujjte. SDa e§ 
nun bamalS biete Kriege gab, fo warb ber |jeerbamt als eine grofce 
Saft empfunben. ®a.her fudjten biete greie SehenSleute ju werben. $ieS 
ging audj leicht an, benn baS SehenSwefen bitbete fidj immer mehr auS. 
b. SD i e Ausbreitung beS SehenSwefenS. 'Sie abligen 
SehenSleute, bie über einen fo großen Sänberbefijj geboten, bafj 
fie ihn nicht felbft bewirtfdjaften tonnten, belehnten mit ihm arme 
greie ober |jörige. ©aSfelbe thaten auch bie ®ird)en nnb Slöfter, bie 
ja aud) biet ®runbbefi§ hatten. 3“^ &er S^^ien nahm bafjer mehr 
unb mehr ab. SBiele berfelben, bie nur ein HeineS Altob befafjen, gaben 
eS einem reicfjen §errn unb ließen eS fidj als Sehen wieber geben, bamit 
fie beS <Scfju|eS beSfelben teilhaftig unb ber Saften beS |jeerbanneS lebig 
Würben. iftan berliefj fpäter nicht blofj ®üter, fonbern auch Scoffer, 
Käufer, 9JiühIen, Brauereien, <Sal^pfannen, Sßeinberge, Söälber, ja aucfj 
baS ^agbredjt, ben ©eroinn auS äftünjftätten, ßötten, S3rücEen unb 
fahren. Auf bem Sehen fonnte ber SefjenSmann flatten unb matten, 
Wie er wollte. Sftur berEaufen ober bertaufchen burfte er eS nicht. 2)er 
Sehen§herr burfte e§ auch nicht ohne weiteres tüieber §urücfnehmen, ju= 
erft beim Xobe beS Gelehnten, fpäter beim AuSfterben bon beffen gamilie. 
So lange ber SSafatt baS Sehen inne hatte, raar er auch an feinen Xreu= 
eib gebunben. §atte er feine Set;enSpftichten bernad^täffigt, fo berief ber 
SehenSherr bie übrigen SehenSgenoffen ^ufammen, bamit fie als ber 
SeljenShof bie ©ntfcheibung träfen. §ielt ber SehenSherr feine SSerpftic^^
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.